Der Wein der Gräfin – Relaunch

Kleiner Ausflug nach Österreich, man residiert in der Rudolfs-Villa (die vom ehemaligen Kronprinzen) und so muß natürlich am ersten Abend auch ein adeliges Getränk dran glauben (ich hab für alle Fälle was mitgebracht, auch wenn ich mich hier in der erreichbaren Umgebung noch mit A-Leckerlis eindecken werde…):

2014er Pinot bianco / Chardonnay / Sauvignon [blanc] – Réserve della Contessa – Alto Adige Terlano DOC, Manincor, Südtirol

Im Glas leuchtet’s goldgelb, in der Nase ploppt vorndran recht frech der Sauvignon auf und wirft Estragon nebst Stachelbeere mit Druck, aber ohne Krach in den Raum, dann steuert der Chardonnay grüne Kochbanane und etwas Essigbaum bei (wobei Letzteres eigentlich vom Ausbau herkommt und weniger was mit der Rebsorte an sich zu tun hat, aber ich assoziiere das halt eher mit modernerem Chardonnay aus dem Burgund), für den Pinot bianco bleiben dann noch ein paar hellgelbe Steinfruchtanteile wie Nektarine und nicht ganz reife Mirabelle, über Alles gibt’s dann noch deutlich grün-gelbe Agrumen. Im Mund spielt sich das prinzipiell ähnlich ab, wirkt aber noch frischer als erwartet, denn dazu gibt’s eine höchst frische und agile Säure nebst Pomelo- und etwas Limettenbegleitung, darunter ein glasklares Bachbett, vielleicht mit etwas Kräuterbewuchs rechts und links. Der mehrminütige Abgang ist dann der zitruslastigste Teil, dann kommen die SB-Kräuter und danach mit immer noch ordentlicher Präsenz die weitgehend im Grünen angesiedelten Fruchtfetzen, im Finale bleibt die glasklare Säure übrig.

Wirkt jetzt eigentlich jugendlicher als beim letzten mal, das leichte Schwinden der (Non-Agrumen-) Frucht macht den frischebildenden Bestandteilen mehr Platz, so daß jegliche Fülle auf der Strecke geblieben ist ohne daß letztlich nur ein dünnes Wässerchen übrig geblieben wäre. Im ersten Augenblick dachte ich noch, daß das nun ein „3er“ ist, aber so sehr ich diese beschwingte Struktur auch mag, ein klein bißchen an Substanz fehlte dann doch für ein Upgrade. Dennoch ein super Zeuch, das mich nach wie vor daran zweifeln läßt, daß hier nur 10 % Sauvignon blanc im Spiel sind…

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 20 von 25

Nachfolgend der Text der Verkostung vom 16. Dezember 2019:

Südtirol mußte vorgestern auch wieder dran glauben, nochmal ein 14er, sodaß der Abend ganz diesem kühlen Jahrgang gewidmet war.

2014er Pinot bianco / Chardonnay / Sauvignon [blanc] – Réserve della Contessa – Alto Adige Terlano DOC, Manincor, Südtirol

Wie der 15er müßte dies eine Cuvée aus 60 % Weißburgunder, 30 % Chardonnay und 10 % Sauvignon blanc sein, zumindest teilweise spontanvergoren und im Holzfaß ausgebaut.

Die Farbe ist ein helleres Goldgelb, riecht erstmal deutlich, aber nicht vorlaut nach dem Sauvignon-Anteil mit Jostabeeren und dezent Estragon, dann auch grüne Kochbanane und Kaktusfeige. Schmeckt dann recht frisch-herb nach dem, was da Bukett so angekündigt hat plus etwas Pomeranze sowie einem Hauch grüner Walnuß und Thymian bzw. Kardamom, die Säure ist gut ausgeprägt und hält das Ganze mit einer guten Portion Eleganz auf der recht beschwingten Seite. Der ordentlich lange Abgang ist der reduktivste Teil des Genusses und ist auch am deutlichsten „chardonnayig“ mit immer noch klar spürbarem Sauvignon-Einfluß und langem samtig-bitteren Finale.

Obwohl der „Pinot bianco“ die Rebsorte mit dem größten Anteil ist, tritt sie geschmacklich aus meiner Sicht nicht großartig hervor. Das tun dann dafür Chardonnay und Sauvignon, ohne sich dabei gegenseitig die Butter vom Brot nehmen zu wollen.

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 20 von 25

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