Feuerwerk geht anders

Heute mal was von einem Weingut, das es mittlerweile gar nicht mehr gibt. Michael Teschke hatte irgendwie keine Lust mehr und seine Gründe zur Aufgabe in einem offenen Brief an den Weinhändler Lobenberg beschrieben. Manches darin konnte ich ansatzweise verstehen, einiges habe ich leicht kopfschüttelnd dem anscheinend doch recht eigenen Charakter Teschkes zugeschrieben. Wie auch immer, als ich meine ersten Teschke-Sylvaner probiert habe -welche vorwiegend aus 2012 stammten- war ich ob der schier unglaublichen Mineralik dieser Weine hoch begeistert. In der Folge hab ich mir dann nochmal was aus 2015 und 2016 besorgt, was jedoch die einstigen Höhen nicht mehr erreichte; zumindest für meinen Geschmack haben sich die Weine in eine etwas gefälligere Richtung entwickelt. So hab ich nunmehr noch ein paar Restanten, von denen ich einerseits jahrgangsmäßig annehme, daß sie die Qualität der erlebten 12 und 13er nicht so ganz erreichen, aber dennoch eine positive Überraschung herbeisehne…

2015er Sylvaner – [Gau-Algesheimer St. Laurenzikapelle] – 19-68 – trocken – Landwein Rhein, Teschke, Rheinhessen

Ein leuchtendes Messing im Glas, fürs Näschen gibt’s anfangs noch ein bißchen was Flintiges, was jedoch (leider) recht schnell verfliegt, nach gut einer Stunde aber überraschenderweise wieder teilweise auftaucht; dann erscheint einiges an reiferem Steinobst, vorndran ein Dosenpfirsich, später eine Metamorphose zur Mango. Schmeckt zu Beginn noch leicht bizzelig, auch hier verflüchtigt sich die Reduktions-Mineralik erst mal, um dann wiederzukommen, in der Folge erneut schmelzige Pfirsiche und ein paar Mirabellen sowie eine Mini-Reneclaude, welche mit Luft etwas größer wird; schön ausbalancierte Säure, die dem Wein jedoch das leicht Dosenpfirsichsaftige beläßt, die mineralische Grundlage ist für mich von eher lehmiger Natur mit kühler Kiesbeimengung, etwas Kardamom schwingt noch mit. Der schön lange Abgang ist dann etwas mehr auf der frischeren Seite angesiedelt, hier auch ein paar grünlich-reduktive Noten, die Reneclaude übernimmt die Pole.

Soweit ein sehr schöner, vor allem relativ ausgewogener Si(y)lvaner, der jedoch im Vergleich mit dem Mineralik-Superstoff aus 2012 nur ansatzweise was gemein hat (für mich jedenfalls). Ich will nicht sagen, daß dieser „19-68“ belanglos ist, vor allem mit etwas Belüftung haben wir hier einen frisch-mineralischen Wein im Glas, den man erst mal so finden muß; aber der kompromißlose Pech- und Schwefelkracher, den ich mir insgeheim erhofft hatte, ist das bei Weitem nicht. Aber vielleicht war der 12er auch nur ein Unfall? Dann jedoch ein grandioser! Für den nicht sooo wirklich besonderen 15er gibt’s ehrliche

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 20 von 25

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