Wein oder Bier?

Bei unserem Weineinkauf in Heraklion kam auch noch eine interessant aussehende Flasche in mein Blickfeld, welche dann auch noch mit eingepackt wurde, obwohl sie nicht von der Insel stammt:

oJ ƎƧЯƎVƎЯ Engineered White Wine – Assyrtiko – Beer, Kykao, Peloponnes

Im Netz findet man zur Werdung dieses Getränks folgendes Zitat:

„What I did is I got a friend to give me the chemical analysis of 50 Αssyrtiko wines in terms of tartaric, malic, citric acids in gr/Lt, I evened the acidity out a little, because I can’t risk making something which won’t sell at all, and I made a beer that had the exact same amount of potassium and organic acids that you would get in assyrtiko must, and the aromas we added with the hop and choosing a yeast strain that promotes thiols”. Ahhh! So, reverse engineered means putting the quantitative data of the wine to the beer. Now, that made sense.

Gibt’s auch noch in drei weiteren Geschmacksrichtungen, u.a. „Champagne“; mal sehen was passiert, wenn das „Comité interprofessionnel du vin de Champagne“ davon Wind bekommt, man geht von deren Seite ja recht rigoros gegen die Verwendung des Markennamens außerhalb der Champagne an.

Farblich ein trübes Braunorange, mäßige Schaumentwicklung. Riecht erstmal satt nach Mango, dann auch grüne Pflaume und erste Bierandeutungen. Am Gaumen dann ein krasser Gegensatz zwischen der mangodominierten Fruchtseite und der erheblich hopfenbitteren Bierfraktion, wirkt insgesamt knalltrocken trotz des deutlichen Extrakts; wenn’s um Steine geht, würde ich ein Kalk-Schiefersediment assoziieren. Der recht lange Nachhall ist ebenfalls ziemlich staubig-herb unterwegs.

Auf dem Etikett steht: „Is it beer or is it wine? You decide.“ Ich würde hier geschmacklich doch eher zur Bierseite tendieren, denn das Hopfige ist ab dem Gaumen schon ziemlich dominierend. Hat aber auch deutlich naturweinige Attribute zu bieten und die 13 ungefühlten Umdrehungen sprechen dann wiederum für die Weinseite. Tatsächlich ist hier (s.o.) keine einzige Assyrtiko-Traube enthalten, sondern die Brauer der Microbrewery haben einfach versucht, den Geschmack des (Sauer-) Bieres in Richtung der genannten Rebsorte zu trimmen, was in gewisser Weise auch gelungen ist, zumindest wenn man es auf eher fruchtbetonten Assyrtiko abgesehen hat.

In jedem Fall ein recht polarisierendes Getränk mit hohem Erfrischungsfaktor, jedenfalls für mich, ich kann auch verstehen, wenn andere hier eher vom Schüttelfaktor sprechen würden…

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 20 von 25

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