Müller zum Spargel? – Relaunch

Heute habe ich mir einen meiner verbliebenen Feldmarschäller eingebildet und da meine aktuell älteste Flasche nun im 20. Jahr unterwegs ist, hab ich mir genau diese geschnappt. Die vorherige war vor knapp 5 Jahren zwar noch äußerst gut „beinand“, aber vorsichtshalber hab ich dann doch noch einen weiteren, jüngeren „Feld“ in die Kühlung gestellt, zumal diese Flasche noch aus einer Zeit stammt, in der Naturkorken zum Verschließen verwendet wurden, Schrauber gab’s erst ein paar Jahre später. Ob der Plan B nötig war?

2004er Müller Thurgau – Feldmarschall von Fenner zu Fennberg – Weinberg Dolomiten IGT, Tiefenbrunner, Südtirol

Ein leuchtendes Bernstein im Glas, für den Riechkolben gibt’s allerlei Trockenhonig, wobei ich Thymian-, Büschelblumen-, Kastanien- und Rosmarinhonig differenzieren kann, fruchtseitig gibt’s reife, aber nicht ältliche Aprikosen und Kaki sowie Quittengelee, etwas Talcum. Gaumal ist die Frucht noch deutlich frischer als erwartet, hier auch etwas Williamsbirne, ein Hauch Frischkohl, mit der agilen Säure kommt ein guter Spritzer Limettensaft mit, honigseitig eher eine Konzentration auf den vom Salbei, wobei auch ein paar Salbeiblätter mitschwingen (Anm.: Salbeihonig ist einer wenigen Honigse, die auch nach der Ursprungspflanze selbst schmecken), steinseitig sind wir recht kühl mit kleiner Glimmerbeimengung unterwegs. Abgangsseitig hat man recht lange was davon, auch hier eine schöne Spannung zwischen Reifearomen und frischer Säure / Agrumen sowie der kühlenden Steinseite.

Der 04er „Feld“ ist zwar weiter gereift, er weist aber nach wie vor keinerlei negative Alterungserscheinungen wie braune Bitterchen, Firnis, fahle Frucht oder generellen Substanzverlust beim Übergang zum Mundgefühl auf, alles ist nach wie vor in wunderbarer Balance und wirkt auch „solo danach“ kein bißchen anstrengend / ermüdend. Vielleicht ein kleiner Komplexitätseinbruch, aber das ist Jammern auf immer noch ziemlich hohem Niveau, Plan B war nicht notwendig!

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 22 von 25

Nachfolgend der Text der Verkostung vom 1. Mai 2019:

Nachdem es in den Augen meiner Mittrinker ja totaaal langweilig ist, zum Spargel immer nur Si(y)lvaner zu trinken, habe ich gestern zur allgemeinen Verwunderung ausgerechnet einen Müller-Thurgau aus dem Keller geholt:

2004er Müller Thurgau – Feldmarschall von Fenner zu Fennberg – Weinberg Dolomiten IGT, Tiefenbrunner, Südtirol

Die Farbe ist ein schon leicht ins Bernsteinige zeigendes Goldgelb, das Bukett zeigt eine leichte und doch dichte Mélange aus Kastanienhonig, Aprikosenknödel, Quitte, ganz leicht Torf, später auch Abate-Birne und Pulpe, zwischenzeitlich auch etwas Babypuder. Geschmacklich eine super Mischung aus deutlicher, aber nicht zu fortgeschrittener Reife und immer noch jugendlicher Frische, welche durch eine geschmeidige und gleichzeitig präsente Säure einerseits und eine erstaunlich frische, wenn auch sehr reife gelbe Frucht (Kaki, Physalis, Mango) erzeugt wird. Dem gegenüber steht etwas Pfeffer, ein Pampelmusenbitterchen, wieder leicht Torf und Blumentopf sowie Rosmarin und Salbei. Der Abgang ist sehr lang, dabei herb-frisch und im Finale mit animierend angebitterter, nochmals frischer wirkender Gelbfrucht.

Dieser MT ist anfangs fast eindimensional, je länger man ihm Zeit gibt, desto mehr der oben beschriebenen Aromen werden freigeschaltet, wobei die Aufzählung nicht komplett ist. Der 04er Feld zeigt auch keinerlei Schwäche, von „absteigendem Ast“ würde ich noch nicht sprechen. Paßte super zum Spargel mit Saiblingsfilet und machte im Nachgang auch solo ziemlich viel Spaß!

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 23 von 25

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