Aus der Zündholzfabrik… – Relaunch 2

Nachdem’s zuletzt in meinem Glas etwas behäbiger zuging, wollte ich heute etwas mehr Leben im Glas haben und hab mich folgenden Rieslings erinnert:

2015er Riesling – Laumersheimer – «vom Kalksteinfels» – trocken – Ortswein, Philipp Kuhn, Pfalz

Visuell eine Art hell leuchtendes Altgold, nasal wird man gleich intensiv von einer leicht bräunlich-öligen Flintspur begrüßt, so eine Art gleichzeitiger Schnitt von morschem Hartholz und Randstein; dahinter allerlei Zesten vornehmlich oranger Farbe. Am Gaumen dann eine straffe, agrumengesäuerte Frische, die trotz sehr niedrigem pH-Wert auch ein paar ölige Noten mitbringt, neben Kumquat und Pomeranze auch ein paar Aromensprengsel von Kaki und Physalis, der etikettierte Kalk spielt tatsächlich deutlich mit, vorwiegend in gelöschter Form. Der Abgang wirkt dann etwas dickflüssiger, was der Frische jedoch keinerlei Abbruch tut, das Agrumenkonzentrat befindet sich am Scheideweg zur Tankstelle hin.

Es gibt relativ zur Letztbegegnung einen leichten, allgemeinen Reifefortschritt, wie man ihn vom Riesling generell kennt, wobei ich davon ausgehe, daß wir jetzt ziemlich nahe am Zenit sind, also zumindest meinem persönlichen Geschmackszenit, der die rebsortentypische Organochemie allenfalls in übersichtlichen Spuren als lustfördernd empfindet. Der Wein taugt meiner Meinung nach übrigens nach wie vor als GG-Pirat und macht erneut viel Freude, das Einzige, was man diesem Warmjahrwein ankreiden könnte, ist, daß er wohl kein allzu langes Leben mehr haben wird, wohlgemerkt: meine Geschmackspräferenz. Aber so what! Dies ist ein Ortswein für damals regulär 12 Euronen und die meisten Flaschen hab noch dazu für < 9 abgeräumt, also jegliches Gemecker überflüssig!

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 21 von 25

Nachfolgend der Text der Verkostung vom 07. März 2021:

Nach über zweieinhalb Jahren heute mal wieder eine Begegnung mit einem seinerzeit schon recht animierenden Warmjahrriesling, der damals schon kein wirklicher Warmjahrriesling war:

2015er Riesling – Laumersheimer – «vom Kalksteinfels» – trocken – Ortswein, Philipp Kuhn, Pfalz

Farblich ein leuchtendes Altgold, anfangs noch ein bißchen CO2-Entwicklung. Fürs Näschen gibt’s blauen Flint bzw. frisch geschnittene Blauköpfe, dahinter kantige, gelbe Zitruszesten plus etwas Kumquat. Am Gaumen knackig frisch, anfangs durch die Kohlensäure noch etwas verstärkt, hier ist der Zitruskorb dominierend mit Limette, Mandarine und Grapefruit, die Säure ist recht frech (vor allem für einen 15er!), die blaue Schleifscheibenmineralik ist nach wie vor prägend, aber hier nicht dominierend. Der Abgang zieht sich über mehrere Minuten hin und hinterläßt vor allem im Finale eine höchst animierende und mundwässernde Zitrusmischung.

Ich hab schon deutlich langweiligere Riesling-GG’s getrunken, nicht nur deswegen ist dies ein sehr attraktiver Ortswein, der in seiner Klasse alles mehr als richtig macht und sich seit der letzten Begegnung nochmals durch signifikante Spannungssteigerung deutlich zur beschwingten Seite hin entwickelt hat. Wirkliche Warmjahrallüren zeigt dieser Riesling nicht mal im Ansatz, die Balance zwischen Extrakt, Säure und Mineralik ist aus meiner Sicht vorbildlich.

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 21 von 25

Nachfolgend der Text der Verkostung vom 04. Juni 2018:

Heute durfte ich schon etwas früher aufstehen, insgesamt 860 km im Auto verbringen und zwischendrin noch was arbeiten. Bei der Rückfahrt zeigte mein fahrbarer Untersatz in der Nürnberger Ecke mal 32 °C Außentemperatur an. Ist ja an sich genau mein Ding, aber trotz eineinhalb Liter Mineralwasserzufuhr während der Heimreise stand mir dann noch der Sinn nach was richtig Knackigem:

2015er Riesling – Laumersheimer – «vom Kalksteinfels» – trocken – Ortswein, Philipp Kuhn, Pfalz

Im Glas ein deutliches und leuchtendes Goldgelb, ganz leicht perlend. Geruchlich gibt’s ordentlich Streichholzschachtelreibefläche, dahinter andeutungsweise, aber doch sehr frisch wirkend Ananas und gelbe Zitrusfrucht. Geschmacklich ist die Zündholzfabrik nicht ganz so dominant, fruchtseitig zeigen sich nun etwas deutlicher Zitrone und Pomeranze, dazu mit der sehr knackigen Säure einiges an frisch gelöschtem Kalk, ansatzweise zieht’s auch die Gesichtsmuskeln etwas zusammen, jedoch mehr auf erfrischende Weise. Der Abgang ist ebenfalls sehr kernig-frisch-mineralisch, im Finale zeigt sich ein leichtes Chinin-Bitterchen.

Insbesondere für einen 15er ein wunderschön frischer Riesling, der auch gut als Aushängeschild der Zündwarenindustrie dienen könnte, besser hätte es nach dem heutigen hitzigen „Ausflug“ kaum passen können.

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 19 von 25

6 comments on “Aus der Zündholzfabrik… – Relaunch 2

  1. Bei uns gab es diesen Wein gestern Nachmittag in der Frühlingssonne. Wir waren ähnlich begeistert, wobei ich zu Deinen Eindrücken noch ein wenig Rauch hinzugefügt hätte.

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