Traisentaler Schnitzelsaft – Relaunch

Heute kein Wiener Schnitzel, sondern Entenbrust. Meine erste Wahl dazu wäre zwar Trousseau gewesen, aufgrund der Rotweinphobie eines Mitessers mußte ich aber auf Weiß ausweichen und dachte mir, daß ich es doch mal mit einem GV versuchen könnte, denn so weit ist die Ente fleischmäßig vom Kalb auch nicht entfernt.

2015er Grüner Veltliner – Reichersdorfer Ried Alte Setzen – trocken – 1 ÖTW – Traisental DAC Reserve, Markus Huber, Traisental

Das Goldgelb im Glas ist nun etwas schrill, das Geruchsorgan wird mit allerlei frischem Steinobst plus reiferer Kaktusfeige in nicht zu primärer Form erfreut, leichtes Kreidecoating. Schmeckseitig auch diese samtige Fruchtmélange, die aber aufgrund der potenten Säure nicht ins Behäbige führt, ansatzweise ist das GV-Pfefferl spürbar, was Mineralisches ist da, ich kann’s aber nicht wirklich packen. Der Abgang ist der niederviskoseste Teil des Genusses, auch hier im Wesentlichen Schmeichelfrucht mit Flutschsäure.

Der obige Text ist deutlich kürzer als der letzte, das heißt es ging in den letzten 4 Jahren insgesamt etwas bergab. Dabei zeigt der Wein keinerlei Alterungsnoten, aber viele der zuletzt beschriebenen Aromen jenseits der Fruchtseite sind einfach verschwunden ohne daß was Äquivalentes nachkam. Was bleibt, ist ein durchaus angenehmer Frucht-GV ohne jegliche Plakativität und mit schöner Süße-Säure-Struktur, er reiht sich aber aufgrund dieser Fruchtsingularität leider im Bereich der Beliebigkeit, wenn auch auf höherem Niveau ein.

Meine Wertung: Nachkauf 1 von 3, Gesamt 17 von 25

Nachfolgend der Text der Verkostung vom 10. Februar 2019:

Bei Wiener Schnitzel treibt’s mich sehr häufig zum Grünen Veltliner, daher heute mal der

2015er Grüner Veltliner – Reichersdorfer Ried Alte Setzen – trocken – 1 ÖTW – Traisental DAC Reserve, Markus Huber, Traisental

Die Farbe ist ein mittleres Goldgelb, fürs Näschen gibt’s zuvorderst reifere Pfirsiche, man findet aber auch Kaki und leicht Marille; das Ganze leicht mit Palmzucker und einem Hauch Tabak sowie ganz wenig griechischem Joghurt (dem 10-Prozenter) garniert. Geschmacklich ist die Frucht ebenfalls sehr dicht und reif, hier ebenso dieses durchgehend vorteilhafte, leichte Joghurt-Torf-Gefühl; die Säure ist einerseits kräftig, wirkt aber doch leicht zurückhaltend, was zu einer leichten Cremigkeit führt, die ihrerseits jedoch keine Breite nach sich zieht. Da drunter befindet sich eine dezente, mineralische Unterlage aus Zement und Kieseln. Der Nachhall ist dann schon recht malzig bis leicht lakritzig, die Frucht ist hier auch recht konzentriert, aber die Säure kontert dann wiederum ganz gut und vermeidet so jede Anstrengung.

Vor allem gemessen am Preis von gerade mal knapp über 13 Euronen ist dies sehr viel GV fürs Geld! Vor allem bin ich froh, daß dieser 2015er anders als viele andere Donauraum-Weine aus diesem Jahr -teils auch von Markus Huber- eine animierende Struktur aufweist und trotz der Dichte nicht in die für mich unattraktive Breite geht. Diese Reserve ist zwar gemessen an Weinen aus kälteren Jahren beileibe kein Frischemonster, aber insgesamt wurde die Säurestruktur hier dennoch recht ordentlich balanciert.

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 20 von 25

Hinterlasse einen Kommentar