Gutswein-Vertikälchen – Rev. 2

Vertikalen werden meist mit Weinen veranstaltet, die per se eine längere Lagerfähigkeit aufweisen, das sind in Deutschland dann meist Große Gewächse oder entsprechende Äquivalente dazu. Im Gutsweinbereich findet man solche Vergleiche eher nicht, jedenfalls kann ich mich nur an recht wenige solcher Vertikalen erinnern. Wir haben heute mal so einen Vergleich gewagt:

1. Wein: 2015er Riesling – trocken – [Gutswein], Schäfer-Fröhlich, Nahe

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Die Farbe ist ein helleres Goldgelb, der Riesling perlt noch etwas, vielleicht die Folge des nunmehr verwendeten Schraubverschlusses. In der Nase deutlich geräucherte Ananas, auch Zitronenzesten und nicht wenig Feuerstein. Am Gaumen sehr schön frisch, ein prall gefüllter Zitruskorb von grün bis gelb incl. Pomeranze zeigt sich. Die Feuersteine sind hier etwas kleiner, aber dennoch deutlich. Der Abgang ist recht ausdauernd, auch hier wieder ein schöner Zitrusquerschnitt gepaart mit Vulkanmineralik.

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 19 von 25

Rev. 2 vom Dezember 2022: hat sich im Laufe der Zeit gut profiliert ohne wirklich zu altern (3 / 20)…

2. Wein: 2012er Riesling – trocken – [Gutswein], Schäfer-Fröhlich, Nahe

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In der Farbe kein Unterschied zum 15er, blubbert aber nicht (mehr). Schon in der Nase intensivere und insgesamt etwas gelbere Zitrusfrucht, Ananas gibt’s hier jedoch nicht, auch der Flint kommt etwas deutlicher rüber. Am Gaumen ebenfalls ein etwas breiter gefächerter Zitruskorb, manche Zesten sind schon leicht ankandiert. Die Säure ist mächtig genug, einen sehr frischen Eindruck zu hinterlassen; neben dem Feuerstein gibt’s auch noch ein paar schieferige Anteile. Der Abgang ist ebenfalls schön lang, auch hier ein erfrischendes Zitrusfinale, nur etwas intensiver und gelber als beim 15er.

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 20 von 25

Rev. 1 vom November 2020: hat sich im Laufe der Zeit nun leicht abwärts bewegt (2 / 18)…

Beide Weine sind sehr schön frisch und mineralisch, beide bieten ein recht differenziertes Zitrus-Potpurri. Der 15er ist noch etwas frischer, der 12er dafür etwas gehaltvoller und vielschichtiger. Insbesondere beim 12er fällt auf, daß dieser nunmehr 6 Jahre alte Gutswein keinerlei Schwächen bzw. auch Alterungsnoten (also null Petrol / Phenol) zeigt, er hat halt einfach nur etwas Entwicklungsvorsprung vor dem 15er. Wobei letzterer an einem warmen Tag wie heute eigentlich die bessere Wahl ist. In jedem Fall sind die beiden Rieslinge super Visitenkarten des Weinguts, sind ihr Geld mehr als wert und beweisen überdies, daß auch Gutsweine Entwicklungspotential über einige Jahre haben können, wenn sie entsprechend gemacht wurden.

4 comments on “Gutswein-Vertikälchen – Rev. 2

  1. Das scheinen ja extrem gelungene Vertreter dieser Kategorie gewesen zu sein!

    Ich decke aus dem Gutswein-Segment vor Allem den Einsatzzweck „Terrasse“ ab, wobei hierfür auch hin- und wieder auf gute Literweine zurück gegriffen wird. Diese liegen bei manchen Winzern qualitativ recht nahe beieinander – was schade ist, wenn man Deine Kostnotizen liest.

    Mein Gutswein-Favorit in letzter Zeit war der „Anno 1718“ von Bassermann-Jordan, wobei ich von diesem Weingut bislang noch nie etwas schlechtes getrunken habe.

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    • Ja, da hatte ich schon deutlich schlechtere Gutsweine im Glas. Gerade bei solchen VDP-Größen stelle ich immer wieder mal fest, daß die höheren Ligen zwar super sind, die Eintrittskarten dann aber eher bescheiden und eigentlich gemessen an der Qualität im Glas zu teuer sind.
      Bassermann-Jordan ist dagegen wieder so ein Weingut, mit dem ich auch rundrum zufrieden bin, auch wenn ich da nicht den ganz großen Überblick habe…

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  2. Absolut richtig. Das stellt den Winzern jedoch für mich immer ein schlechtes Zeugnis aus. Gerade an der Basis muss das Preisleistungsverhältnis passen. F

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    • Ich will jetzt keine großen Namen nennen, aber an der Basis machen viele auch nicht alle Weine selber, sondern füllen diese nur noch unter eigenem Namen ab. Der renommierte Name hilft dann, die Sachen zu eher ambitionierten Preisen loszuwerden. Teils sogar dann als Discounterware, die man nur an der abweichenden Prüfnummer von den selbst gemachten Sachen unterscheiden kann. Nicht daß ich dann die guten Sachen aus solchen Häusern komplett verschmähen würde, aber Erzeuger wie eben Schäfer-Fröhlich stehen bei mir dann im Ranking schon deutlich weiter oben und ich kaufe da auch insgesamt mehr. Gefühlt trifft das Beschriebene übrigens bei den fränkischen VDP-Winzern deutlich weniger bis fast gar nicht zu, da ist auch die Gutsweinebene meist schon sehr ansprechend mit überwiegend eigener Handschrift gestaltet…

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