Trockene Geschmackscharakteristik… – Relaunch

Gestern haben wir uns nach einiger Zeit mal wieder einen

2014er Riesling – Wiltingen Volz – [halbtrocken] – Große Lage, Van Volxem, Saar

gegönnt, den wir zuletzt in sehr sehr junger Form genossen haben, er hat damals aber schon ordentlich Spaß gemacht. Wirklich gereift ist der „Volz“ wahrscheinlich immer noch nicht, ich wollte es aber einfach mal wissen, in welcher Verfassung dieser Wein nunmehr ist, der sich zwar nicht „Großes Gewächs“ nennen darf, sich aber deutlich so verhält:

Die Farbe ist ein dichteres Goldgelb mit Tendenz zum Cadmiumgelb, nach einer kleinen Eingewöhnungsphase zeigt sich der erwartete, prall gefüllte Zitruskorb mit Fleisch und Schalen von Blutorangen, Zitronen, Pampelmusen und Kumquats, leicht mit Wiesenblütenhonig garniert. Am Gaumen ist der „Volz“ sehr frisch unterwegs, die doch recht opulente Zitrusfrucht bleibt klar auf der belebenden Seite, die schieferige Mineralik liefert einen wichtigen Beitrag zum Gesamteindruck, ist aber nicht bestimmend. Erst beim minutenlangen Nachhall setzen sich die Steine dann so richtig in Szene, im Finale taucht dann auch ein kleines Grapefruitbitterchen auf, das langsam aber bestimmt zum nächsten Schluck animiert.

Wieder mal so ein frisch-opulentes Weinchen ganz nach meinem Geschmack. Trotz allem Druck, der durch den nicht geringen Extrakt verbunden mit der ordentlichen Säure aufgebaut wird, bleibt dieser anspruchsvolle Wein letztlich doch auf angenehme Weise unkompliziert. Interessant fand ich, daß die Zitrusfrüchte nun alle anderen Obstsorten (siehe unten) praktisch völlig verdrängt haben. Ein Komplexitätsmanko entsteht dadurch aber nicht, der „Volz“ wirkt in der Folge nun auch ein bißchen spannungsgeladener, was auch zu nicht geringem Trinkfluß führt. Die Flasche war auch gefährlich schnell leer…

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 22 von 25

Nachfolgend der Text der Verkostung vom 24. Dezember 2015:

…wird von Van Volxem seinen Weinen zugeschrieben, die sich in der Regel rein von der Analytik her eher über der Grenze (9 g/l Restzucker) bewegen, die trockene Weine in Deutschland definiert.

Ich hatte hier ja schon mal den Scharzhofberger vom gleichen Weingut vorgestellt, gestern haben wir dann mal den

2014er Riesling – Wiltingen Volz – [halbtrocken] – Große Lage, Van Volxem, Saar

aufgemacht. Die Lage grenzt westlich an den bekannteren Scharzhofberg an, die Reben sind anscheinend gut 60 Jahre alt.

Im Glas ein unauffälliges Goldgelb, in der Nase gleich sehr extraktreich, viele Fruchtnoten, angefangen von Mandarine über Blutorange bis Reneclaude, aber auch Korianderhonig. Am Gaumen eher fein denn opulent, dafür aber sehr vielschichtig. Auf der Zitrusseite ist quasi die gesamte Palette enthalten, dennoch kein wahrnehmbares Bitterchen. Weiters Boskoop, Ananas, Karambole, später kommt auch Quitte dazu. Und dann der Schiefer. So deutlich habe ich ihn selten geschmeckt, auch beim oben verlinkten Scharzhofberger aus dem gleichen Haus nicht. Die Säure spielt auch hier in wunderbarer Weise mit dem Restzucker, so daß die „trockene Geschmackscharakteristik“ keine leere Worthülse ist. Gerade mal 12 Umdrehungen hat dieser geschmacksintensive Wein, unglaublich. Langer fruchtiger Nachhall, der sich mit der Zeit auf die Steinobstseite verlagert.

Sehr schöner Riesling, der deutlich trockener schmeckt, als er tatsächlich ist. Das diesbezügliche Säure-Süße-Spiel ist quasi perfekt. Der „Volz“ ist nach meiner Erinnerung etwas mineralischer als der „Scharzhofberger“, der wiederum mit seiner unglaublichen Fruchtvielfalt glänzt, was aber auch dem Jahrgang geschuldet sein kann. Beide sind einfach toll, der 2014er Volz dürfte aber auch noch einiges an Entwicklungspotential haben.

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3

Hinterlasse einen Kommentar