Kurzes Leben einer Supergroup

Nachdem ich in meinem engeren Umfeld mal kundgetan habe, daß ich ein paar Platten von Ginger Baker mein eigen nenne, habe ich vor ein paar Wochen eine CD bekommen, die noch in den 80ern gepreßt wurde:

Blind Faith – Blind Faith

Die Musik darauf stammt jedoch bereits aus dem Jahr 1969. Damals wurde von Eric Clapton (e-g, g), Ginger Baker (dr), Steve Winwood (keyb, voc) und Ric Grech (e-b, viol) diese „Supergroup“ gegründet, also eine Formation aus Musikern, die vorher woanders bereits Solisten waren; und zwar bei Cream, Traffic und Family. Das Einführungskonzert im Londoner Hyde Park vor nicht wenigen Leuten war damals kostenlos und förderte recht schnell die Bekanntheit der Gruppe. Allerdings war das Glück von kurzer Dauer, denn anscheinend ist es nicht so einfach, wenn 4 Alphatierchen ihr Ego durchsetzen wollen. So verfolgten die Musiker daraufhin bereits ab Ende 1969 wieder andere, teils eigene Projekte (Clapton -> solo, Baker -> Ginger Baker’s Air Force, Winwood -> Traffic / solo, Grech -> Ginger Baker’s Air Force / Traffic). Ach ja: die Schublade! Allgemein wird das Album gerne unter Blues-Rock eingeordnet, was als Oberbegriff durchaus stimmen mag. Für mich sind aber auch einige, leicht psychedelische Endsechziger-Elemente mit bestimmend, die die britische Rockmusik dieser Zeit mit geprägt hat. Für mich ist das Album vor allem eine sehr interessante und schöne Vorstufe zu dem, was ich von Ginger Baker’s Air Force (ab 1970) her so kenne. Für mich bestes (und mit 15:16 min längstes) Stück ist „Do what You like“, es lebt von einer recht anspruchsvollen Rhythmik, von der ich gar nicht so genau weiß, welches Taktmaß da die Grundlage ist, 4/4 ist’s jedenfalls nicht (ggf. 5/4? Zumindest zeitweise?). Ginger Baker zerpflückt und zelebriert die wie auch immer geartete Metrik in einem recht langen Solo so meisterlich und ohne einen Takt wirklich zweimal zu spielen, daß es eine echte Freude ist. Viele Schlagzeug-Soli klingen ja eher nach „gewollt und nicht gekonnt“, hier ist’s eher „gekonnt und nicht gewollt“…

Übrigens: wie könnte es anders sein, aber in vielen Ländern wie den USA, Canada, Australien etc. wurde ein anderes, „entschärftes“ Cover verwendet, welches nur ein Photo der Band zeigt…

Meine Wertung: 3 von 4

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