Bodensee-Riesling – Relaunch 2

Heute mal wieder was aus meinen Bodensee-Altbeständen:

2013er Riesling – Meersburger Sängerhalde – 1 Lilie – trocken – Qw, Aufricht, Bodensee

Ein helleres Goldgelb im Glas, beim ‚reinriechen dachte ich erst „Kork!“, was sich jedoch am Gaumen gar nicht bestätigt hat, ist einfach nur Kellermuff, der aber das Bukett deutlich dominiert. Am Gaumen dann mufffrei schöne angereifte Frucht in Form von deutlich sekundären Äpfeln, grünen Mirabellen, ein paar vegetabile / molkige Noten, schöne Säure, herbe Mineralik in Naßschleifpapierform. Der deutlich reduktive und ordentlich lange Abgang ist geprägt von der sekundären Frucht mit schöner Säure, aber auch einem etwas garstigen Bakelit-Bitterchen.

Sicherheitshalber hab‘ ich auch noch den Klarsichtfolien-Trick angewendet, der zumindest beim Bukett häufig funktioniert, hatte hier aber überhaupt keine Auswirkungen, deshalb denke ich, daß kein TCA im Spiel war. Da bleibt wohl einfach die Schlußfolgerung, daß dieser Riesling nun schon in den Sturzflug übergegangen ist, zwar am Gaumen noch recht schön, Nase und Nachhall sind aber nicht mehr in bester Verfassung.

Meine Wertung: Nachkauf 1 von 3, Gesamt 13 von 25

Nachfolgend der Text der Verkostung vom 28. Oktober 2018:

Heute gab’s mal wieder ein Weinchen, das ich schon länger nicht mehr im Glas hatte, über drei Jahre hatte der

2013er Riesling – Meersburger Sängerhalde – 1 Lilie – trocken – Qw, Aufricht, Bodensee

Zeit, sich auf die heutigen geräucherten Forellenfilets vorzubereiten.

Die Farbe ist ein leuchtendes Goldgelb, das Bukett ist flintig auf die elegante Art, anfangs noch mit ganz leichtem Milchsäuretouch. Dahinter gibt’s zwar auch noch Frucht, ist aber kaum identifizierbar. Am Gaumen ist die Frucht dann deutlich präsenter: Ugli, Pomelo, etwas Zitrone, dazu Speckstein und weißer Pfeffer sowie noch leichter Kohlensäurebizzel. Weiters etwas Koriandersaat und Buchenholzstaub sowie ein dezentes Bakelit-Bitterchen. Die Säure hält das Ganze schön auf der frischen Seite, der Abgang ist von ordentlicher Länge mit herb-mineralisch gepuderter Zitrusfrucht und leicht bitterem Finale.

Sehr schöner, fast etwas filigran wirkender Riesling, der jedoch gehaltmäßig keine Abstriche macht. Die Mineralik ist halt mit den bekannteren Spielarten von Mosel, Pfalz, Rheingau & Co. absolut nicht kompatibel, stört mich aber nicht weiter…

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 20 von 25

Nachfolgend der Text der Verkostung vom 06. Juli 2015:

Riesling ist natürlich auch eine der bevorzugten Traubensorten bei schwül-heißem Wetter. Am Bodensee ist der Riesling eigentlich nicht so sehr verbreitet, obwohl klimatische Gründe eigentlich nicht gegen die Rebsorte sprechen sollten, die es ja eher kühl mag. Der Bodensee liegt natürlich etwas näher am Äquator als das Rheingau oder die Mosel, allerdings liegt die Seehöhe auch schon auf knapp unter 400 m. Die Meersburger Sängerhalde, von der der Riesling stammt, liegt nur wenig über Seehöhe und z.B. in Konstanz sind die Durchschnittstemperaturen praktisch genauso hoch (11,2 °C) wie in Trier. Also doch keine so schlechten Bedingungen? Der regulative Einfluß der großen Wassermasse vor der Haustür ist da natürlich auch signifikant, aber ich bin jetzt zu wenig vom (Erzeuger-) Fach, als daß ich da mehr als Vermutungen abgeben könnte. Die Frage ist also berechtigt, ob und wie gut der Riesling da gedeihen kann. Ausprobieren! Im Glas hatten wir den etwas edleren Vertreter, den

2013er Riesling – Meersburger Sängerhalde – 1 Lilie – trocken – Qw, Aufricht, Bodensee

Er zeigt sich mit einer strohgelben Farbe, in der Nase recht intensive Aromatik nach Mandarine, Apfel, Pfirsich und ganz wenig Nelke, ein paar florale Noten sind auch dabei. Am Gaumen dann Boskoop, Limette, Grapefruit und Rosmarin. Kräftige Säure mit leicht bitterem Beiton, die dem extraktreichen Wein eine schöne Frische verleiht. Schmeckt nach mehr als den angegebenen 13 PS, ist aber dennoch niemals auf der schweren Seite. Der Abgang ist mittellang mit leicht mineralischen Anklängen.

Kann man durchaus auch gleich als Riesling erkennen und war für mich schöner als erwartet. Gegen die ganz großen Rieslinge seiner Preisklasse wird er wahrscheinlich nicht anstinken können, mir gefällt er aber dennoch sehr gut, weil er Gehalt und Frische bei gleichzeitig trockenem Charakter sehr schön miteinander verbindet.

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3

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