typisch – untypisch

Ich bin gerade in Frankreich. Da die Senf- und Verjus-Reserven zur Neige gingen, war ich gezwungen, kurz mal dahin zu fahren, um die Bestände wieder aufzustocken. Als Beifang landeten dann noch ein paar Flaschen Wein im Kofferraum, da es in diesem Land anscheinend auch den ein oder anderen netten Tropfen gibt, mal sehen. Ein bißchen weiter an der Nordrhône dann heute Abend ein fischiges Abendessen in einem kleinen Restaurant abseits der großen Metropolen, da erschienen mir die regionalen weißen Weinerzeugnisse der Karte (Viognier, Hermitage etc.) allesamt etwas zu wuchtig, deshalb haben wir uns dann für den völlig regionsuntypischen

2017er Sauvignon blanc – Grand Chaille – Sancerre AC, Domaine Thomas & Fils, Loire

entschieden:

Im Glas ein mittleres Strohgelb bis Messing, riecht einerseits klar sauvignonig mit Stachelbeere und leicht Estragon, dagegen stehen aber auch deutlich gelbe Früchte wie Kaktusfeige und Mirabelle sowie etwas Nougat und vor allem anfangs auch Anis. Schmeckt dann auch eher gelb-braun-würzig, der Extrakt kommt nicht ganz trocken daher, leichte Cremigkeit, geschmeidige Säure, etwas weißer Pfeffer, darunter Kreide. Der sehr lange Abgang ist würzig-pfeffrig mit cremig-frischer Textur, dabei sehr animierend.

Eigentlich hätte ich bei dem gefühlten Restzucker ein entsprechendes Zuckerschwänzchen erwartet, das aber ausblieb; die leichte Cremigkeit beeinträchtigt Trinkfluß wie Frischegefühl gar nicht. Insgesamt ein sicher nicht für die höchsten Ansprüche gemachter Sancerre, macht aber vieles richtig; quasi ein Crowdpleaser -für Franzosen- mit Anspruch und gelungener Botschafter seiner Region, an der Rhône eher ein Fremdkörper, war mir aber egal…

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 18 von 25

Hinterlasse einen Kommentar