5 Farben: Gelb

Heute eine Premiere: nach rot, weiß, rosé und orange gibt’s nun den ersten gelben Wein bzw. Vin jaune in unseren Gläsern, wobei mir Krzysztof Kieślowski posthum verzeihen möge, daß ich den Titel eines seiner großartigen Filmzyklen hier so profan mißbrauche:

2010er Savagnin – Arbois Vin Jaune AC, Domaine Rolet, Jura

Daß es diese oxidativ unter Florhefe ausgebauten Weine gibt (hier 6½ Jahre), weiß ich schon lange, und fast ebenso lange hegte ich ein grundsätzliches Interesse, sowas mal zu probieren. Blöderweise kosten die meisten „Vin jaune“ irgendwas zwischen 50 und eher 100 Euronen pro Flasche, was mir für einen Versuchsballon dann doch zu viel ist; deshalb hatte ich zwar schon öfters eine dieser juxigen 620 ml-Flaschen (Clavelin) in der Hand, hab‘ sie aber auch immer wieder zurückgelegt. Nun hatte einer meiner Händler diesen Vin jaune für einigermaßen überschaubares Geld im Angebot, und da ich von der Domaine schon ein paar ganz passable Weine probiert habe, habe ich halt mal zugeschlagen…

Farblich ein dunkleres Orangegelb, fürs Näschen gibt’s eine Mischung aus Sherry und Cognac ohne Brandigkeit mit entsprechend reifen / oxidierten Kakis und Aprikosen, dazu etwas Waldhonig, Wachs und Firnis. Am Gaumen wirkt das Ganze deutlich niederviskoser als angekündigt, der knalltrockenen Oxi-Frucht sowie den Aromen aus der Welt der organischen Aromate steht eine recht kraftvolle Säure entgegen, die die fortwährend zuckende Öligkeit stetig in Schach hält. Auch der Abgang lebt von der Spannung zwischen den aromatischen Dickmachern und dem Lösemittel namens Säure, diese hält mehrere Minuten an und mündet in ein Finale mit sauren Honigbonbons.

Mich erinnerte das als Erstes an ein paar der Überraschungskisten-Rieslinge, die zwar teils schon 20 Jahre drüber waren, in der Nase aber durchaus vergleichbare Aromen boten, am Gaumen dann jedoch durch Kellermuff und oft arge Substanzschwäche die dort noch vorhandenen oxidativen Noten nicht mehr positiv in Szene setzen konnten. Hier jedoch kein Muff und keine sonstige Schwäche, hier wirkt alles tatsächlich so, als ob’s so gehören würde. Paßte übrigens sehr gut zu französischem Ofenkäse, auch die 14 PS machen sich nicht negativ bemerkbar. Das wird nun vermutlich nicht die „Crème de la Crème“ des Vin jaune gewesen sein, aber der Einstand in dieses kleine Weingenre ist aus meiner Sicht durchaus geglückt. Mal sehen, wann ich meinen zweiten Gelbwein genießen kann…

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 20 von 25

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