Dick und flüssig

Auch in Frankreich war’s in 2018 relativ warm und so sind auch dort einige Weine -insbesondere auf der weißen Seite- etwas bis arg in die Breite gegangen. Allerdings gemäß meiner subjektiven und natürlich gänzlich unrepräsentativen Wahrnehmung deutlich weniger als in D, woran das letztlich auch immer liegen mag. Vielleicht war das Delta zur Normalität in F doch kleiner? Jedenfalls hab ich’s gewagt, nach einer sehr schönen Erfahrung mit dem 15er auch vom folgenden Wein was zu erwerben:

2018er Chenin blanc – Les Caillardières – Savennières AC, Domaine du Closel, Loire

Das Glas ist mit einer rotbronzenen Flüssigkeit gefüllt und es riecht nach Nougat sowie etwas Marzipan gepaart mit distinguiertem Großholz, wobei sich trotz der eigentlich mastigeren Komponenten keine Schwere ankündigt. Am Gaumen dann sogar noch niederviskoser als erwartet, der nussigen Seite stehen einige zwar cremige, aber doch recht agile Steinöbstchen sowie ein Apfelstrüdelchen gegenüber, die Säure ist moderat, verrichtet ihren Dienst aber dennoch sehr überzeugend; mineralischerseits was eher Lehmiges oder auch Rotlage, was den Biodyn-CB aber nicht über die Maße anfettet. Der „Genuß danach“ zieht sich über mehrere Minuten hin, auch hier leistet die an sich unscheinbare Säure hervorragende Dienste und schafft den Spagat, daß ein an sich recht fettes Geschoß mit minimaler Trinkhemmung ausgestattet ist.

Das ist substanzmäßig schon ein Kaliber mehr als der 15er, erstaunlicherweise bringen jedoch weder der deutlich höhere Extrakt als auch der stramme Alk-Gehalt von immerhin 14 Ampere keine signifikanten Wohlfühlnachteile mit sich. Ein etwas gehaltvolleres, sahnelastiges Essen paßt sehr gut dazu, aber auch die anschließenden Solo-Gläser flutschen ungehemmt. Dennoch hebe ich diesen Closel-Savennières nicht in den 3er-Himmel, das Bessere bzw. Kalte ist dann halt doch der Feind des Guten bzw. Warmen…

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 21 von 25

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