Man spricht deutsch… – Relaunch

So langsam gehen meine Bestände an Weinen von den Eisacktaler Genossen zu Ende und möglicherweise werde ich von da in der näheren Zukunft auch nicht mehr nennenswert aufstocken. Warum? Die Kellerei aus Klausen war von mir lange unbemerkt geblieben; den ersten Kontakt hatte ich, als ich in meiner näheren Umgebung mal im „Südtiroler Bauernladele“ eigentlich nur Käse & Co. kaufen wollte, mir dann aber nicht wenige der Basisweinchen zum Probieren eingeschenkt wurden. Da die Weine allesamt wirklich gut waren und überdies ein sehr gutes PLV aufwiesen, hab ich dann noch einiges mitgenommen und bin beim nächsten Südtirol-Trip auch gleich in Klausen vorbei gefahren, wo weitere Flaschen aus den mittleren und oberen Segmenten in meinen Kofferraum wanderten. Dann zehrte ich einige Zeit davon und hab nach Jahren wieder einige Weine der Classic-Linie aus 2017 / 2018 gekauft, von denen ich jedoch teils nur mäßig begeistert war. Erst vor ein paar Wochen habe ich dann mitbekommen, daß der langjährige Kellermeister der Klausener Genossen -Thomas Dorfmann- vor einiger Zeit die Kellerei verlassen und sein eigenes Weingut aufgebaut hat. Zeitlich würde das zusammenpassen, ob das wirklich der wesentliche Grund für die von mir bemerkte stilistische Bewegung ist, sei mal dahingestellt, aber auffällig ist es schon. Deshalb bin ich diesbezüglich erst mal etwas vorsichtig. Aber hier nun nochmal einer der Dorfmann-Weine:

2014er Sylvaner – Aristos – Südtirol Eisacktaler DOC, Eisacktaler Kellerei, Südtirol

Farblich ein strahlendes, fast etwas giftiges Goldgelb, fürs Näschen gibt’s Backapfel, Marillenknödel und Macadamia. Schmeckt auch so, den eindickenden Aromen steht eine geschmeidig potente Säure gegenüber, dazu ein gehauchtes Chinin-Bitterchen, untendrunter ein leicht gerbstoffiges Bett aus Lehm bzw. Ton. Der ziemlich lange Abgang betont die bittere Seite dann etwas mehr, was für eine animierende Kante sorgt, die wiederum die an sich etwas fülligeren Bestandteile gut in Bewegung hält.

Wer schon einiges an gereiftem Silvaner insbesondere aus Franken getrunken hat und meint, diesbezüglich eine typische Reifearomatik definieren zu können, der wird hier feststellen, daß es auch komplett anders geht. Jedenfalls hatte ich hier nunmehr eher die Assoziation zu Chenin blanc als zu Si(y)lvaner, hat mich aber zum Glück pairingstechnisch nicht aus der Bahn geworfen. Im deutlichen Sturzflug befindet sich der Wein aktuell sicher nicht, besser wird er aber wohl auch nicht mehr…

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 19 von 25

Nachfolgend der Text der Verkostung vom 21. Mai 2017:

Trotz Schrobenhausener Spargel (von der Eierfrau) haben wir uns gestern für einen Italiener entschieden:

2014er Sylvaner – Aristos – Südtirol Eisacktaler DOC, Eisacktaler Kellerei, Südtirol

Im nördlichsten italienischen Weinanbau-Subgebiet -dem Eisacktal- reden auch viele Rebsorten deutsch: Kerner, Riesling, Müller-Thurgau, Grüner Veltliner, Gewürztraminer und eben auch Silvaner, der hier häufig noch mit „y“ geschrieben wird. „Aristos“ kennzeichnet die mittlere Qualitätsebene der Eisacktaler Genossen.

Im Glas ein dichteres Goldgelb, geruchlich gibt’s von Beginn an deutlich Weinbergspfirsich, auch etwas Quitte, am Gaumen kommen dann noch ein paar Mandarinen und etwas Orangeat dazu. Die potente Säure arbeitet gemeinsam mit etwas Kohlensäure gegen den ausgeprägten Extrakt an, was recht gut funktioniert. Ganz dezent ist auch ein bißchen Braunwürze vorhanden, Steine gibt’s ein paar gratis dazu. Der Abgang ist sehr lang und deutlich fruchtbetont, Steine und Würze sind zwar auch hier klar in der zweiten Reihe, sie reichen aber aus, um in diesem Stadium ebenfalls für Vielschichtigkeit und Komplexität zu sorgen.

Was mir an den Südtiroler Bergweinen häufig gut gefällt, ist die Kombination aus Kraft und kühler Frische, die diesen Weinen dann einen schönen Trinkfluß verleiht. Die teils hohen Alloholgehalte (hier 14 PS) sind meist gut versteckt, auch dieser „Aristos“ macht da keine Ausnahme. Auch mit diesem Sylvaner haben die Genossen aus Klausen meiner Ansicht nach alles richtig gemacht.

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 20 von 25

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