Timo orange

Gestern habe ich mal wieder ein Experiment mit einem Wein des vermutlich schrägsten Derthona-Winzers gewagt, denn bei dem

[2014er] [Timorasso] – Il Giallo di Costa – Derthona – Vino bianco, Ricci, Piemonte

dessen Name frei übersetzt „Das Gelb von Costa“ bedeutet, wußte ich nicht wirklich, was mich erwartet, auch wenn ein oranger Punkt auf der Flasche schon auf längere Maischestandzeiten hinweist, tatsächlich waren’s 100 Tage. Ich weiß auch nicht, welche Farbe der Wein „in frisch“ hatte, aber nach dem Öffnen ergab sich folgendes Bild:

Schaut aus wie reiferer Sherry mit seinem dunkleren Braunorange, riecht nach Edelkastanienhonig mit viel trockener Süße, etwas Leder, dazu ein Hauch lithiumverseiftes Wälzlagerfett. Am Gaumen dann auch einige getrocknete Bitterorangenscheiben, der Honig ist hier völlig zuckerbefreit und wirkt in keinster Weise viskositätserhöhend, ein paar braune, gerebelte Kräuter nebst leichtem Bitterchen noch, die recht agile Säure sorgt für enormen Trinkfluß, lehmig-salziger Untergrund. Der mehrminütige Nachhall lebt in erster Linie von der Bitterorange und der straffen Säure, die hier auch etwas an Kumquatschalen erinnert.

Sieht zwar aus wie Sherry, schmeckt aber total anders! Faszinierend finde ich hier, daß trotz der vielen Dickstoffzutaten nebst 14 PS unter der Haube kein Ansatz zur Breite bzw. Behäbigkeit erkennbar ist. Wir haben diesen „Timo“ zur Gorgonzola-Pizza getrunken, was aus meiner Sicht wunderbar harmonierte, weil der Wein sich einerseits nicht die Butter vom Brot nehmen ließ und andererseits dennoch bei jedem Schluck einen Frischekick mitgab; auch solo riß der Trinkfluß nicht ab. Goiles, schräges Zeuch!

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 21 von 25

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