Saar-Gutswein – Relaunch 2

Heute war das Wetter immerhin noch so gut, daß ich kurzentschlossen den Grill angeknipst und darauf zwei Makrelen thermisch behandelt habe. Als Begleitwein schien mir folgendes Fläschchen angemessen, das ich seit nunmehr fast 5 Jahren nicht mehr beachtet habe:

2013er Riesling – Wiltinger Braunfels – [trocken] – Qw, Van Volxem, Saar

Satt liegt das Goldgelb im Glas, das Bukett liefert einen sehr gut gefüllten Korb mit Agrumen von gelb bis orange, Bitterorange, Kumquat, Minneloa und Ugli lassen sich klar differenzieren, Zesten- / Spaltenverhältnis etwa 1:3; kühl-warmer (sic!) Schiefer schimmert durch. Schmeckt dann hochfrisch nach den erwähnten Zitrusfrüchten mit der Kumquat vorndran plus ordentlich Zitrone, welche mit der satt wirkenden Säure mitkommt; untendrunter ein Mix aus Schiefer und Rotlage. Der ewig lange Abgang hat dann eine Orange in der Pole, der Extrakt wirkt hier im Rachen und weiter tief nach unten trotz oder gerade wegen der ordentlichen Säurekonzentration leicht wärmend, im Finale macht sich der Schiefer sehr deutlich bemerkbar, auch er hat eine signifikant warme Komponente.

Der „Braunfels“ ist hinsichtlich seiner Süße-Säure-Struktur gepaart mit dieser hohen Klarheit und den messerscharf abgegrenzten Zitrusaromen ein Wein mit extrem hoher Spannung, was zumindest uns quasi aufs Äußerste animiert; für säureempfindliche Zeitgenossen dürfte das jedoch eher nix sein, auch wenn der perfekt eingebaute Restzucker das Säurepotential perfekt wegpuffert. Bei einem Restzuckergehalt von 7 g/l und einer Säure von gerade mal 6,5 g/l gemäß einer Netzfundstelle verwundert das geschmackliche Erlebnis zwar, aber mein Vertrauen in solche Angaben im Netz ist andererseits auch nicht besonders hoch. Gefühlt hat der Wein jedenfalls einen deutlichen Säureüberschuß, was genau meine Kragenweite ist, angesichts der aktuell großen Freude mit dem „Braunfels“ braucht man eigentlich keine Große Lage mehr…

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 22 von 25

Nachfolgend der Text der Verkostung vom 4. August 2017:

Schon wieder ist es gut ein Jahr her, daß wir den

2013er Riesling – Wiltinger Braunfels – [trocken] – Qw, Van Volxem, Saar

zuletzt probiert haben. Was sich seitdem wohl so in der Flasche getan hat? Wir haben es gestern bei schönstem Wetter im Garten ausprobiert:

Im Glas ein mittleres Goldgelb, für die Nase gibt’s sofort einiges an dichter, aber doch sehr frisch wirkender Zitrusaromatik, Orange, Minneloa & Co., entfernt auch Ananas und Stachelbeere. Am Gaumen wieder diese schöne „trockene Geschmackschakteristik“, die Fruchtseite setzt sich in fast kandierter, aber nicht fetter Form fort, die Säure ist knackig, aber dennoch perfekt integriert; Schiefer gibt’s auch nicht gerade wenig. Der Abgang sorgt für lange Freude mit intensiv-frischer Fruchtigkeit auf einem ziemlich fetten Schieferbett.

Eine drastische Veränderung im Vergleich zur letzten Flasche konnte ich nun nicht feststellen. Der „Braunfels“ wirkt immer noch trotz aller Dichte jugendlich-knackig, macht auch und gerade bei höheren Temperaturen viel Freude!

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 20 von 25

Nachfolgend der Text der Verkostung vom 16. Juni 2016:

Von Van Volxem habe ich bislang nur Weine aus den etwas höheren Ligen (Große Lage) vorgestellt, die ich außergewöhnlich gut fand. Jetzt wollte ich aber auch mal wissen, wie sich die Weine ein Treppchen weiter unten präsentieren, die sich jedoch auch im Lagenbereich tummeln, Ortsweine gibt’s anscheinend bei Van Volxem nicht. Der

2013er Riesling – Wiltinger Braunfels – [trocken] – Qw, Van Volxem, Saar

ist nicht ganz der günstigste Wein im Sortiment, aber für den Preis einer Großen Lage bekommt man fast schon zwei Flaschen von diesem Gewächs aus der Wiltinger Steillage. Auch hier haben wir es laut Heimseite mit der Van Volxem’schen „Trockenen Geschmackscharakteristik“ zu tun. Also mal sehen:

Die Farbe ist eher auf der gold- denn der strohgelben Seite, in der Nase entwickelt sich innerhalb einiger Minuten ein recht dichtes, oranges Zitrusaroma: Orange, Minneloa, Mandarine, dazu etwas Karambole, auch der Saar-Schiefer zeigt sich hier schon sehr schön. Am Gaumen wirkt der Riesling tatsächlich trocken, die vorhandene Süße, ob nun aus dem Zucker oder dem Extrakt resultierend, ist perfekt und harmonisch eingebunden. Die korrespondierende Säure ist kernig, aber wiederum durch die süße Seite so gut im Zaum gehalten, daß die Gesichtszüge bei aller Frische in keinster Weise entgleisen. Die Fruchtseite wird durch die oben erwähnten Gewächse repräsentiert, ein bißchen Ananas, Grapefruit und Limette schwingen noch mit. Auch hier eine herbe, sogar leicht rostige Gesteinsnote. Der Nachhall betont die eher saure Seite der Zitrusfrüchte, was ihn aber deswegen nicht per se sauer macht.

Der „Braunfels“ zeigt schon deutlich in die Richtung der von mir probierten Großen Lagen, ist aber deutlich frischer und wirkt trockener. Dabei ist er aber dennoch nicht so sehr weit vom Gehalt und der Komplexität der größeren Brüder entfernt. Macht viel Freude!

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3

Nachtrag nach 48 Stunden mit Luft: auch diesem Wein tut die Zeit in der offenen Flasche eher gut als schlecht. In der Nase noch dichter und vielschichtiger, hinter all den Zitrusaromen auch etwas Honig, jedoch ohne die eigentlich dazu gehörende Süße. Falls jemand was mit dieser Beschreibung anfangen kann. Am Gaumen finde ich auch noch ganz leicht etwas Braunwürze sowie etwas Bratapfel. Der „Braunfels“ hat sich den Großen Lagen aus dem gleichen Haus ein Stück weit angenähert.

2 comments on “Saar-Gutswein – Relaunch 2

  1. Ja, ich mag die Weine von VV auch sehr. Habe noch Gottesfuß (schon der Name!) und den Scharzhofberger aus 2012 Keller. Bin gespannt…

    Grüße Ralph

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