Flint-Silvaner – Relaunch 2

Zurück aus dem Urlaub war es heute erst mal Zeit zur Erdung, dazu hab ich uns was aus der Heimat ausgesucht. Die letzte Begegnung war leider etwas enttäuschend, deshalb gab’s zwei Möglichkeiten: muß sowieso weg oder zeigt sich unverhofft wieder im besseren Licht. Obwohl ich bei Schraubverschlüssen und gleichen Lagerbedingungen nicht so wirklich an großartige Flaschenvarianzen glauben mag. Aber mal sehen:

2015er Silvaner – Casteller Hohnart – trocken – Erste Lage, Castell, Franken

Im Glas ein helleres, leicht giftiges Goldgelb, in der Nase korundgepudertes, mit Piment gewürztes, sehr kühl wirkendes Steinobst, ein Hauch Minze. Schmeckt dann auch knackig nach der geschliffenen, kühlen Frucht, welche durch die stramme Säure gut unter Spannung gehalten wird, die Basis bietet mit ihrer kühl-geschmeidigen Kräuterigkeit ein sehr schönes Beispiel für Gipskeuperweine. Der fast etwas kantige Abgang ist hochanimierend und konzentriert sich im langen Finale auf eine leicht angebitterte Kräuterspur.

Hmmh, nach einem dreiviertel Jahr Pause auf einmal wieder on top? An der Abfüllung liegt’s grundsätzlich nicht, alle meine Flaschen haben bzw. hatten die gleiche AP-Nummer. Oder war die Flasche vor der Füllung irgendwie kontaminiert? Oder war einfach ich selbst beim letzten mal nicht in Form? Wie auch immer, dieser Flasche verleihe ich gerne wieder die Note der Erstbegegnung:

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 20 von 25

Nachfolgend der Text der Verkostung vom 05. Oktober 2021:

Heute wieder Silvanerzeit, diese Sorte ist halt doch so eine Art Allzweckwaffe für Speisen fast aller Art und kann auch mit weniger weinaffinen Menschen aus meinem Umfeld ohne Gemecker vernichtet werden:

2015er Silvaner – Casteller Hohnart – trocken – Erste Lage, Castell, Franken

Farblich ein recht helles Goldgelb, riecht nach gepfefferter, hellerer Gelbfrucht wie Mirabelle, Papaya und Guave, anfangs noch ein bißchen dropsig, gibt sich aber mit etwas Luft, dazu noch eine leichte Kräutergarnitur. Am Gaumen setzt sich das so fort, die Säure ist ordentlich, muß sich aber schon etwas anstrengen, um den Extrakt im Zaum zu halten, behält aber letztlich die Oberhand; dazu noch ein paar herbe Kräuterchen. Der recht lange Abgang ist dann wieder etwas exotischer und auch leicht plakativ, im Finale setzt der weiße Pfeffer seine Marke.

Hier muß ich (leider) feststellen, daß der Wein seit dem letzten Kontakt eher deutlich gesetzter bzw. mainstreamiger geworden ist, die leichte Plakativität von heute statt der nunmehr völlig fehlenden, seinerzeit sehr animierenden Reduktivität beim Erstkontakt war jedenfalls was Neues. Oder war das vor zwei Jahren einfach das Embryonalstadium? Schaumama, ob die letzte verbliebene Flasche sich irgendwann entschließt, sich doch wieder / nochmal / endlich ins Erwachsenendasein einzufinden; ich kann mir aber vorstellen, daß eine deutliche Mehrheit den Wein heute schöner findet als zu seiner Schwefelphase. Kam bei den Mittrinkern jedenfalls signifikant besser an als bei mir…

Meine Wertung: Nachkauf 1 von 3, Gesamt 17 von 25

Nachfolgend der Text der Verkostung vom 06. Mai 2019:

Heute schon wieder Silvaner, diesmal wieder ein Test, wie die 15er sich aktuell so anstellen:

2015er Silvaner – Casteller Hohnart – trocken – Erste Lage, Castell, Franken

Die Farbe ist ein helleres Goldgelb, in der Nase anfangs so ordentlich Flint, das man eher an Pfälzer Riesling denkt, dieser zieht sich aber mit Luft etwas zurück und läßt dann auch ein bißchen Gelbfrucht durchschimmern. Am Gaumen dann trotz Flint und Bariumchlorid deutlich besser als Silvaner zu erkennen, vor allem macht sich eine Pampelmuse in allen Facetten von kandiert über die Zesten und die frischen Spalten bis zum Bitterchen breit, ein ganz klein bißchen Williamsbirne schwingt noch mit. Das Ganze kommt mit etwas weißem Pfeffer und Kerbel daher, weiters Tuffstein als Unterlage. Der Abgang ist von ordentlicher Länge, sehr frisch pampelmusig, aber auch mit deutlichem Extrakt.

Hier gefällt mir vor allem die Vielfalt der Pampelmusenaromatik, diese Frucht dominiert den Wein recht klar ohne ihn deshalb eindimensional zu machen. Trotz warmem Jahr, 13,5 Ampere und ordentlich Gehalt ist der Silvaner schön frisch, wenn auch ein bißchen jugendlich-kantig unterwegs, macht viel Spaß zum… (na was wohl?)

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 20 von 25

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