Letzter Schaumwein vor den Tropen

Bevor wir in unseren Weihnachtsurlaub abgerauscht sind, der diesmal -entsprechend den vorangegangenen Beiträgen- in Tanzania stattgefunden hat, wurde der Frau zuliebe nochmals ein Schaumweinchen aufgemacht, da ich davon ausging, daß es dort nichts mit Blubber gibt, was unserem Geschmack entspricht. Das war dann auch tatsächlich so, es gibt dort vor allem Sachen, die gemäß Etikett eher auf der süßeren Seite angesiedelt sind, teils stand sogar unverhohlen „sweet“ drauf, Ware europäischen Ursprungs war eher extra dry bis dry, wobei ich mich mal wieder über diese völlig irreführende Bezeichnung aufgeregt habe, denn mit „trocken“ haben solche Sprudler nichts, aber auch gar nichts zu tun. In zwei recht gehobenen Restaurants hätt’s auch „bruten“ Champagner gegeben, allerdings nur Basis-Flaschen der „Grandes Marques“, womit man uns auch nicht wirklich beglücken kann, nicht mal wenn der Saft kostenfrei ins Glas fließen würde. Also dann lieber kurz vor dem Abflug noch was vermeintlich Spannendes bis Schräges:

[2020er] [Grenache blanc] – JC – [Pétillant naturel] – Vin de France, La Sorga, Languedoc-Roussillon

das „JC“ steht übrigens für Jean-Claude van Damme, einem Schauspieler, der durch eine Reihe von Martial-Arts-Filmen bekannt wurde, das Etikett zeigt eine Plakatszene aus „Bloodsport“. Der Winzer Anthony Tortul scheint ein Faible für das Genre zu haben, denn es gibt auch andere Etiketten, die in diese Richtung zeigen und in der Weinwelt sonst eher unüblich sind.

Im Glas ein trübes, helleres Messing, anfangs ziemlich viel Blubber, der in der Folge in angenehmem Maß weiterperlt. Geruchlich zeigt sich helle Exotik incl. Pitahaya ohne Plakativität, ein Hauch Gutenberg-Klebestift. Schmeckt dann auch so, der straffen Säure steht ein leicht dämpfender Anteil an Kalk, Speckstein und Hefe gegenüber, was der Frische aber insgesamt keinen Abbruch tut. Der ellenlange Abgang ist dann der frischeste Teil des Genusses, im Finale wird die Speiseröhre gut durchgefegt.

Das ist einerseits ziemlich kompromißlos, wird dann aber durch Hefe, Kalk & Co. ansatzweise auf die elegante Seite gezogen, vom Schmeichler sind wir aber dennoch sehr weit entfernt. Recht gelungener und vor allem absolut unplakativer Exotenschaum, der weniger durch Aromenauffächerung denn durch seine wunderbare Struktur glänzen kann, großer Spaß!

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 20 von 25

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