Letztes GG vor der Hochzeit

Morgen muß ich ein bißchen ins Ausland verreisen, um an einer Hochzeit teilzunehmen (nein, nicht meine!). Da wir also für die nächsten Tage fernab der reellen Möglichkeit sind, Abends ein schnelles GGchen zu zischen, haben wir das heute noch erledigt:

2014er Riesling – Bockenauer Felseneck – trocken – Große Lage – GG, Schäfer-Fröhlich, Nahe

Für die Optik ein etwas helleres Goldgelb, geruchsseitig erst mal verhalten, mit einer Viertelstunde Anlauf dann ein komplexer Mix aus allerlei vorwiegend gelben sowie ein paar orangen Agrumen: Yuzu, Ugli, Zitronatzitrone, gelbe Ostafrika-Orange, Mandarine, jeweils mit gleichberechtigten Anteilen von Zesten, Albedo und Spalten, dazu auch etwas Goldkiwi und unreife Kaki, daneben dezent wie prägend eine Flint- / Basaltnote; die Nicht-Agrumen nehmen mit viel Luft auch noch etwas Fahrt auf. Geschmacklich kommt dieser Fruchtmix elegant angecremt wie knackig frisch rüber, zitrusfremde Frucht bleibt hier immer klar in der zweiten Reihe, spielt aber merklich mit; die Säure ist keck-knackig, aber auch irgendwie nobel wirkend und regt den Speichelfuß signifikant an, dazu eine hier deutlich intensivere Mineralik, die an ein Gemisch aus Basalt und Schiefer erinnert. Auch beim Mehrminüterabgang dieser Spagat zwischen nobler Eleganz und frecher Frische, im Finale halten sich die gelberen Zitrusfrüchte am längsten und nehmen zeitweilig an Intensität sogar noch zu, bis es dann nach gut 3 Minuten wieder langsam bergab geht.

Das ist kein „aromatischer Brecher“, aber wohl auch deshalb ist das für mich richtig großer Stoff, vor allem die perfekte Vermählung der Adjektive „frisch“ und „elegant“, das gleichzeitige Vorhandensein von „Zug“ und „Druck“, „Stoffigkeit“ und „Klarheit“ führt zu einer enormen Spannung, die aber wiederum eine sehr gelassene Selbstverständlichkeit in sich führt. Goil!

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 24 von 25

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