Leider auf der Blacklist…

Gestern wurde mal wieder der Restbestand an Tiefenbrunners dezimiert. Ich hab das Weingut vor einiger Zeit auf meine persönliche Blacklist gesetzt, u.a. deswegen, weil aufgrund einer Nachfrage hinsichtlich eines korkenden Weins nicht einmal eine Reaktion erfolgte. Nachdem der „alte Tiefenbrunner“ verstorben ist und sein Sohn das Ruder übernommen hat, wurden sogleich einige Änderungen im Gut bzw. Sortiment durchgeführt, z.B. wurde die „Vigna-Linie“ eingeführt, die einige extrateure „Supertiroler“ aus verschiedenen Einzellagen enthält, in dem Zuge wurde auch der „Feldmarschall“ preislich erheblich aufgewertet. Der Mittelbau-Sauvignon des Hauses war lange Zeit seiner Herkunft entsprechend der „Kirchleiten“, er wurde dann namentlich zum „Turmhof“ abgestuft, was ihm wohl eine inflationäre Preisanpassung ersparte. Auf Nachfrage zur Namensänderung wurde mir allerdings eine krude Geschichte präsentiert, derzufolge die „Weinkooperative“ die Namensänderung veranlaßt hätte, hmmm…

Aber für diesen ganzen Schmarrn kann ja der Wein nichts, noch dazu ist er mit einem Schrauber verschlossen, mal sehen, was uns dieser Jahrgang ins Glas bringt:

2016er Sauvignon [blanc] – Turmhof – Südtirol DOC, Tiefenbrunner, Südtirol

Im Glas ein leuchtendes, leicht stechendes Goldgelb, geruchlich einerseits mit den typischen Beigaben wie Stachelbeere und Estragon gleich eindeutig identifizierbar, andererseits führen aber Goldkiwi, Bambusmatte, Beifuß und Koriandersaat zu einem durchaus eigenen Charakter. Geschmacklich kommt dann eine Art grünliches Karamell in dezenter wie prägender Dosierung ins Spiel, knackig-elegante Säure mit Yuzu-Begleitung, kühle Bachbettmineralik. Beim minutenlangen Nachhall wirkt diese leichte wie trockene Karamellsüße etwas kantig, im Finale verstärkt sich dieser Trockensüßeeindruck noch etwas, die Säure stellt aber durchgehend einen spannenden Gegenpol dar.

Im siebten Jahr ist dies nun eine Art quirliger wie ernsthafter, erwachsener Youngtimer, der noch einiges an Entwicklungspotential verspricht; mit Luft changiert der Wein -wie nicht unüblich- mehr zur gelben, extraktbetonten Seite hin, ohne dabei an Spannung zu verlieren. Ich vermute mal, daß der Schraubverschluß dieses Bewahren der jugendlichen Frische bei gleichzeitiger Reifung begünstigt hat, gerade in diesem Fall wär’s interessant, das gegen eine verkorkte Flasche zu vergleichen; auf jeden Fall ein großer Spaß! Direkt schade, daß ich da nix mehr einkaufen kann…

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 21 von 25

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