Ich gehe alleine – oder so…

Zum ostfranzösischen oder westschweizerischem Ofenkäse ist was weißes, juranisches fast schon der Standard bei uns, aber damit’s nicht allzu langweilig wird, schaue ich doch ab und zu mal in bißchen regionsferneren Weinkellern ummanand, diesmal im piemontesischen Gewölbe, genauer in der Timorasso-Ecke. Daniele Ricci ist in dieser immer noch recht kleinen Riege an Erzeugern wohl derjenige, der die eigensinnigsten Weine aus der mittlerweile das Colli Tortonesi bestimmenden Rebsorte zaubert, deswegen paßt der Name des Weins schon ganz gut, finde ich:

2012er Timorasso – Io cammino da solo – Colli Tortonesi DOC, Ricci, Piemonte

Bernsteinfarben im Glas riecht’s sehr reduziert nach staubigen, getrockneten Orangenringen, dazu eine Spur sehr feiner Sherry sowie ein paar braune Rebelkräuter, driftet irgendwann leicht zum Orangenlikör hin. Geschmacklich dann auch diese Agrumentrockenringe, aber etwas vielfältiger durch die Präsenz auch von gelben Exemplaren, der Sherry ist nur noch als Hauch vernehmbar, die Kräuterseite dreht dafür etwas auf und bringt ein paar angenehme, herbe Bitterstöffchen mit ins Spiel; die Säure wirkt moderat, aber dennoch kompetent, lehmige, aber nicht schwer wirkende Basis. Dann ein sehr weicher Abgang, der aber doch ein paar Kanten in Form agrumaler Bitterchen bereithält, die insgesamt recht animierend wirken.

Dieser schon gut angereifte Timorasso zeigt aktuell keine substanziellen Schwächen, trotz der überwiegend recht filigran wirkenden Teilaromen zeigt sich kein geschmackliches Loch, wie das bei so manchem Halbältling gerne mal auftritt. Sehr schöner Ofenkäsebegleiter, der auch solo nicht „too much“ wird.

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 20 von 25

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