Rosé or not Rosé, that’s the question!

Heute mal was nicht so ganz Alltägliches aus der Auvergne, nämlich ein Rosé aus Gamay (noir, blanc gibt’s nämlich auch!), wobei aber die durch die Klarglasflasche ungehindert erkennbare Farbe die berechtigte Frage aufwirft, ob man das hier überhaupt „Rosé“ nennen sollte oder nicht eher „Blanc de Noir“. Auf der Flasche selbst findet sich zur farblichen Einordnung jedenfalls kein Hinweis; da der Winzer anscheinend keine eigene Heimseite betreibt, bleibt nur noch der Blick zu den Händlern und die reden halt mehrheitlich von „Rosé“, auch der, bei dem ich das Zeugs gekauft habe. Aber nun zum Praxistest:

[2022er] [Gamay] – Gris Clair – Vin de France, Maupertuis, Loire

Farblich geht das schon so ganz leicht ins Apricotige, Messing überwiegt für mich aber, könnte anhand dieses Eindrucks auch einfach ein Grauburgunder sein (heißt ja auch „Gris Clair“). Geruchlich zeigt sich prominent eine „Aprikone“ (jedenfalls stelle ich mir so eine Kreuzung aus Aprikose und Zitrone vor), diese präsentiert sich in sehr sekundärer und ordentlich kalk- und talcumgepuderter Form. Geschmacklich dann sehr frisch wirkend, neben der o.g. Fruchtinnovation gibt’s auch Yuzu in Reinform und mit extra dickem Mesokarp (quasi eine Art Yuzunatyuzu, noch eine Neuentwicklung!), die agrumale Säure ist straff und klar, auch wenn Kalk und Talcum hier etwas puffernd wirken. Der minutenlange Nachhall repetiert das Ganze nochmals sehr schön, wobei insbesondere im Finale die Yuzu sich so sehr in Szene setzt wie bei kaum einem Wein zuvor.

Zu allererst ist natürlich anzumerken, daß dieser Gamay in keinster Weise nach Gamay schmeckt und schon deshalb ganz gute Chancen hinsichtlich Nachkauf hat. Er schmeckt aber auch in keinster Weise nach was, was mich auch nur im Entferntesten an einen Rosé erinnern würde, weshalb das hier ein idealer Verwirrungskandidat für Schwarzglasrunden wäre. Die Häufung der Einstufung als „Rosé“ bei den diversen Händlern legt die Vermutung nahe, daß der Winzer auch originär davon spricht, vielleicht entspricht der Wein in anderen Jahrgängen ja eher diesem farblichen Vorurteil. Ist aber letztlich auch egal, das Ergebnis ist ein unkomplizierter und frischer „Naturinger light“ ohne Freakaromen und vor allem weit jenseits der Banalität, gerne wieder!

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 20 von 25

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