Dicker grüner Wein

Mit Vinho Verde verbinden ja viele, daß es sich um einen „grünen“ und sehr frischen Wein handelt. Vielmehr ist es aber so, daß sich das „verde“ auf die grüne Landschaft bezieht, aus der dieser Wein kommt. So kenne ich es jedenfalls. Gestützt wird diese verbreitete These dadurch, daß der Vinho Verde vielen vor allem als 1,99 Euronen-Discounter-Wein bekannt ist; daß es da auch ganz andere Qualitätsstufen gibt, ist leider nicht so sehr in den Köpfen verankert. Am Wochenende war jedenfalls mal wieder ein etwas dickerer VV dran:

2012er Alvarinho – Reserva – Vinho Verde DOC, Soalheiro, Minho

Im Glas zeigt sich hier ein ganz und gar nicht grünes Goldgelb der dichteren Sorte, in der Nase viele gelbe Früchte wie Papaya, Kaki, Passionsfrucht, mürber Apfel, aber auch würzige Noten wie Beifuß, ganz leicht Anis und Zigarrenkiste. Am Gaumen eine ähnliche Fruchtigkeit, jedoch deutlich weniger ausgeprägt als in der Nase, dafür mehr Würze in Form von Koriandersaat, leicht Bitumen, etwas Chinin, leicht reduktiv. Dabei eine von der Menge her mittelmäßig ausgeprägte, aber schön mit dem Extrakt harmonierende Säure, die der etwas angefetteten Eleganz noch genügend Frische entgegensetzt, sodaß kein Schweregefühl aufkommt. Der Abgang ist deutlich auf der Seite der Sekundärnoten, die herbe Seite offenbart sich hier in Form von Chinin und Pomeranze, aber auf die (für mich) angenehme Art.

Die Sekundäraromen sind vielleicht nicht jedermanns Sache, mir haben sie allerdings recht gut gefallen. Ich muß dazu allerdings sagen, daß der Wein schon eine Zeit lang offen war, als ich ihn probiert habe, frisch geöffnet mag er vielleicht noch ein bißchen mehrheitsfähiger gewesen sein.

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 17 von 25

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