14. Weinrunde in / um München

Am letzten Samstag fand unsere Blindtastig-Runde Nr. 14 statt, diesmal im Münchener Umland. Das Thema war nach längerer Zeit wieder mal rebsortenspezifisch, es lautete „Sauvignon Blanc“. Da konnte ich zur Abwechslung aus dem Vollen schöpfen, da mein Keller diesbezüglich schon ein bißchen was hergibt…

Prolog:

Zum Einstieg aber erst mal was zum Anstoßen:

Wein A: 2010er [Cuvée] – Agustí Torelló Mata – Reserva – Cava, Agustí Torelló, Catalunya

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Dieser Cava ist eine Cuvée aus 41 % Macabeu, 37 % Parellada und 22 % Xarel·lo.

Im Glas zeigt sich ein dunkleres Goldgelb, dazu eine mittlere Perlage, hält nicht ewig an. In der Nase wirkt der Cava leicht gereift, anfangs gibt’s auch feuchten Keller, der sich jedoch verflüchtigt; etwas Petrol bleibt aber übrig. Dazu noch mürber Apfel und deutlich Hefe. Am Gaumen zeigt sich zusätzlich eine reifere Birne, weiters gibt’s Hefezopf und eine recht schöne Säure, die den Extrakt gut abpuffert; der „Mata“ dennoch wirkt leicht cremig, paßt aber gut zum Gesamteindruck. Der lange Nachhall ist petrolig-hefig mit einem kleinen Bratapfel hintendran.

Gemäß der o.g. Zusammensetzung ist ja kein gereifter Riesling dabei, die Reifenoten gehen aber ein bißchen in diese Richtung. Sicher nicht jedermanns Sache, aber mir hat’s sehr gut gefallen, dazu sucht dieser Sekt seinesgleichen wohl recht lange.

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 19 von 25

Wein B: 2010er Hohenloher Pyrus – Birnenschaumwein – brut, Hans-Jörg Wilhelm, Württemberg

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Hier stimmt die Chronologie nicht ganz, diesen Sekt haben wir zwischen dem zweiten und dritten Wettbewerbswein zur Vorspeise des für uns überraschend aufgetischten Menüs bekommen, zu der ein Sauvignon nicht der passende Begleiter gewesen wäre.

Im Glas ein helles Goldgelb, mäßig perlend, blubbert aber beständig nach. Geruchlich finde ich Apfel und Reneclaude, wird mit der Zeit etwas intensiver. Am Gaumen dann Apfelkompott, etwas Zimt und ganz leicht Abate-Birne, wenn man danach sucht (was ich getan habe, nachdem ich erfahren habe, was ich da trinke). Trotz „brut“ zeigt sich eine leichte Restsüße (bei 8,5 Umdrehungen), der Birnensekt bleibt aber insgesamt schön auf der trockenen Seite. Der Abgang ist relativ lang, dabei leicht und angenehm restsüß, d.h. er bleibt weit von der klebrigen Seite entfernt.

Der Sekt paßte tatsächlich zu der zwiebelhaltigen Vorspeise sehr gut, die dezente und angenehme Restsüße ist so ganz anders als bei einem üblichen Traubensekt mit etwas mehr Zucker. Hätte ich nie gedacht, daß so ein Fruchtsekt richtig gut schmecken kann, dennoch wird sowas in meinen Gläsern wohl eher die Ausnahme bleiben.

Meine Wertung: Nachkauf 1 von 3, Gesamt 16 von 25

Drama:

Nun die „Wettbewerbsweine“:

1. Wein: 2014er Sauvignon Blanc – trocken – Qw, Wageck, Pfalz

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Im Glas ein mittleres Goldgelb, deutliche bzw. typische SB-Nase mit Stachelbeere, Dill und Estragon, später auch ein bißchen Flint. Am Gaumen gibt’s zusätzlich noch Sternfrucht, die Säure ist frisch und keck zugleich und bringt etwas Limette mit; der Extrakt wirkt leicht süßlich. Zum Abgang mit schöner Länge fällt mir im wesentlichen der grün-fruchtige Charakter ein.

Durchaus schöner und typischer, dabei recht frischer SB, ist aber aus meiner Sicht eher einer unter vielen (Guten).

Meine Wertung: Nachkauf 1 von 3, Gesamt 15 von 25

2. Wein: 2015er Scheurebe – trocken – Qw, Wechsler, Rheinhessen

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Wir mußten nun tatsächlich 14 Runden lang wagen, bis es mal jemand gewagt hat, einen Piraten -oder in diesem Fall eher eine Piratin- einzuschleusen. Es gab zwar ein paar eher scherzhafte Einwürfe hinsichtlich Scheurebe, aber ernsthaft festgelegt hat sich niemand drauf, ist also gut als SB durchgegangen…

Die Farbe ist ein helleres Strohgelb, für die Nase gibt’s anfangs verhalten Jostabeere, grünen Apfel, reifere Sternfrucht, auch etwas sehr helle Erdbeere und einen Hauch Kräuter. Am Gaumen dann wieder grüner Apfel, reife Stachelbeere und Kumquat, leicht Vanille, dazu eine deutliche Säure, mit der der Extrakt ganz gut harmoniert. Der Abgang ist grünlich-frisch, zeigt aber auch etwas Aluminium.

Diese Scheurebe könnte tatsächlich auch ein SB sein. Die Aromatik hat zwar sehr schöne Bestandteile, aber die leichten metallischen Noten, die nach einiger Zeit auch am Gaumen auftauchen, trüben das Ganze dann doch etwas, zumindest für mich. Außerdem fällt der Wein schon nach kurzer Zeit etwas in sich zusammen, vor allem die anfangs schöne Klarheit der verschiedenen Fruchtaromen leidet deutlich. Wenn man schnell trinkt, dann gibt’s

Meine Wertung: Nachkauf 1 von 3, Gesamt 14 von 25

…Tendenz fallend…

3. Wein: 2015er Sauvignon Blanc – ** – trocken – Qw, Thüringer Weingut Bad Sulza, Saale-Unstrut

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Die Farbe ist ein helles Goldgelb. In der Nase junge Mango, Kurkuma, etwas Anis, später auch Salzmeerküste. Am Gaumen dann gelber Apfel und Nektarine, Safran, leichte Braunwürze. Dazu eine geschmeidige Säure, leicht cremig, aber doch recht niederviskos. Der Nachhall ist recht lang, zeigt herbe Steine, rauchig-gelbe Frucht sowie eine kleine Grapefruit nebst Bitterchen.

Dieser eher filigrane SB ist nun aus meiner Sicht gar nicht typisch, dennoch schön und vor allem -für mich- recht überraschend, auch und gerade wegen seiner Herkunft. Die Eigenständigkeit der Aromatik und das runde Gesamtkonzept haben mir viel Spaß gemacht!

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 20 von 25

4. Wein: 2014er Sauvignon Blanc – Meersburger Sängerhalde – 3 Lilien – trocken – Qw, Aufricht, Bodensee

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Dieser Wein ist recht dicht goldgelb im Glas. Geruchlich zeigen sich gleich deutlich Korianderhonig, Vanille, Karamell, Toffee und etwas Teer. Am Gaumen zeigt sich gleich das, was man gemeinhin wohl „burgundisch“ nennt, rauchige Nektarine, Kaktusfeige, eine geschmeidige Säure, aufgrund des amtlichen Extrakts leicht cremig, bleibt aber trotzdem gut „flüssig“. Der sehr lange Abgang ist rauchig, teerig, etwas Naphtalin, die Frucht ist präsent, aber etwas durch die Mineralik belegt.

Das dürfte der polarisierendste Wein des Abends gewesen sein, da das (vermutlich große) Holz schon recht markante, aber in meinen Augen auch nicht übertriebene Spuren hinterlassen hat. Auch ist dieser SB nicht unbedingt als solcher erkennbar, d.h. eine diesbezüglich ggf. vorhandene Erwartungshaltung erfüllt dieser Wein nicht. Ich mag aber solche Sachen…

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 21 von 25

5. Wein: 2015er Sauvignon [blanc] – Domaine Trotignon – Touraine AOP, Lacheteau, Vallée de Loire

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Im Glas zeigt sich ein eher helles Strohgelb, in der Nase hier wieder deutlich SB: Stachelbeere, Sternfrucht, Dill, Estragon, später auch grüner Apfel. Am Gaumen ist der grüne Apfel von Anfang an dabei, die Stachelbeere ist etwas rauchig, dazu etwas Teer. Die Säure ist leider recht flach, da der Extrakt jedoch auch nicht übermäßig dicht ist, bleibt der Wein dennoch auf der frischen Seite. Der Abgang ist eher kurz auf der grün-fruchtigen Seite, am meisten drängt sich hier eine Gala-Melone nach vorne.

Diesen SB gibt’s recht günstig (ca. 6 Euronen) im LEH und für den Preis kann man nicht meckern. Nachhaltige Freude hat sich bei mir allerdings nicht eingestellt.

Meine Wertung: Nachkauf 1 von 3, Gesamt 12 von 25

6. Wein: 2015er Sauvignon – Mantele – Südtirol DOC, Nals-Margreid, Südtirol

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Die Farbe ist hier ein noch helleres Goldgelb. Das Bukett zeigt Jostabeere, unreife Nektarine, Estragon und etwas Heu. Geschmacklich: deutlicher Extrakt in Form von Kaktusfeige, Ugli (eine gelbfleischige Kreuzung aus Mandarine und Pampelmuse), dabei leicht fruchtsüß wirkend, die recht straffe Säure hält den Mantele aber klar auf der frischen und nicht adhäsiven Seite. Dazu gibt’s noch einiges an Steinen. Der Abgang ist sehr lang, recht gelbfruchtig, fast etwas malzig, dabei auch hier eindeutig auf der frischen Seite unterwegs.

Der Mantele ist nicht nur in Südtirol eine Bank für sich, sondern auch darüber hinaus und braucht den Vergleich mit anderen „Größen“ nicht zu scheuen. Einerseits deutlich als Sauvignon erkennbar, andererseits über Mineralik, Säurespiel und Fruchtbalance doch recht eigenständig, macht er auch in noch recht junger Verfassung viel Spaß. Ich gehe aber davon aus, daß dieser Wein -wie die älteren Jahrgänge, die ich so kenne- noch recht deutlich zulegen kann. Jetzt aber schon

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 20 von 25

7. Wein: 2014er Sauvignon Blanc – Diedesfelder Rebstöckel – trocken – Qw, Leonhard Zeter, Pfalz

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Dieser SB ist im Glas goldgelb mit leicht grünlicher Note, in der Nase zeigen sich Jostabeere und grüner Apfel sowie etwas unreifer Pfirsich, dazu ganz leicht Braunwürze. Am Gaumen sind die Früchte alle zwischen grün und gelb angesiedelt, die Säure ist noch etwas kantig, aber nicht unangenehm. Kräuter und ein paar kleine Steine gibt’s auch. Der Nachhall hallt schön lang und ist dabei frisch-grün-fruchtig-kräuterig.

Dieser Sauvignon ist auf den ersten Schmeck gar nicht mal was soo besonderes, aber er ist in sich absolut stimmig und bietet wohl das beste PLV des Abends, auch von daher

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 18 von 25

Epilog:

Soweit also das Hauptprogramm, in der weiteren Folge gab’s natürlich noch mehr…

Wein C: 2014er Sauvignon Blanc – Sweetheart – süß – Qw, Oliver Zeter, Pfalz

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Nun was Süßes von einem anderen Zeter aus der Pfalz…

Im Glas ein eher helles Goldgelb, für den Riechkolben gibt’s kandierte Stachelbeere (stelle ich mir zumindest so vor), intensive, aber noch grünliche Sternfrucht und Eischnee. Am Gaumen noch etwas prickelig, die grün-gelbe Frucht wird durch Kiwi ergänzt. Durch den leicht grünlichen Charakter der Frucht, die dezente Kohlensäure und die präsente Säure ergibt sich eine für ein Auslese-Äquivalent bemerkenswerte Frische. Der lange Abgang bietet grün-gelb geschmeidige Fruchtsüße, die weitab jeder Klebrigkeit viel Freude macht.

Ich habe noch nie einen süßen SB getrunken und wußte überhaupt nicht, was mich da erwartet, als ich ihn für „hinterher“ noch zusätzlich zu „meinem“ Wettbewerbswein eingepackt habe. Dazu kam der glückliche Umstand, daß es noch eine ziemlich nahrhafte Nachspeise gab, zu der dieser Süße aus meiner Sicht perfekt gepaßt hat. Ein echter Glücksgriff!

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 19 von 25

Als Verdauungshilfe für o.g. Nachspeise gab es dann noch was ordentlich Umdrehungen:

Getränk D: 2014er Vieille Framboise – Les Vieilles Barriques, Fassbind, Schwyz

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Im Glas hellorange, für die Nase gab’s am Anfang erstmal 2-Komponenten-Kunstharzlack; das war aber ein bißchen gläserspezifisch und verflog dann auch recht schnell, danach gab’s Himbeere so satt, wie ich sie noch bei keinem Brand erlebt habe; das Bukett hätte auch zu einem Likör gehören können. Am Gaumen dann sehr geschmeidig, wieder sehr viel Frucht, die 40 PS kratzen kein bißchen, obwohl der Brand mit Zimmertemperatur ausgeschenkt wurde. Nach dem Schlucken bleibt ein langes, wohliges Himbeergefühl ohne jede Künstlichkeit zurück.

Der war wirklich richtig gut!

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3

Nun der von einigen nach der SB-Orgie sehnlichst erwartete Farbwechsel:

Wein E: 2015er Blauer Zweigelt – Goldberg – trocken – Qw, Werner Achs, Neusiedlersee

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Dieser Wein war bei unserem Gastgeber schon vier Tage offen. Er fand ihn am ersten Tag noch nicht so schön, nach zwei bis drei Tagen hätte er sich aber gut entwickelt…

Die Farbe ist rubinrot, leicht violett an den Rändern, wenig Transparenz. In der Nase zeigen sich vor allem Brombeeren, frische Pflaumen und dezent Holzaromen. Am Gaumen wenige Tannine, die Früchte entsprechen dem Bukett, dazu gibt es 90er Schokolade, die dann naturgemäß ein deutliches Bitterchen mitbringt, etwas freies Eisen ist auch dabei. Der Abgang ist recht lang, dabei herb-fruchtig und auf der eher schlanken Seite.

Seinen Höhepunkt hat dieser Zweigelt nach vier Tagen mit Luft wohl bereits überschritten, dennoch konnte man noch erkennen, daß dies generell ein recht schöner und ausgewogener Zweigelt ist, dem man aber noch ein bißchen Lager gönnen sollte. In der vorgefundenen Kondition gibt’s

Meine Wertung: Nachkauf 1 von 3, Gesamt 16 von 25

Wein F: 2015er Blaufränkisch – Kalkstein – trocken – Wein aus Österreich, Claus Preisinger, Weinland

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Im Glas ein sehr dunkles Rubinrot, wenig transparent. Für die Nase gibt’s anfangs etwas Klohäuschen-Eingangsbereich (mehr dieser Desinfektionsgeruch), dann deutlich was schwefeliges, weiters sehr trocken anmutende Kirsche, die sich zunehmend durchsetzt und dann von einer kleinen Brombeere begleitet wird. Am Gaumen dann Schlehe, Asphalt, etwas staubig, wenige Tannine. Dazu eine herbe, kühle Säure, die leicht Zitrone mitbringt. Der längere Abgang zeigt in erster Linie eine leicht staubige Frucht und etwas Magnesium.

Ein ganz anderer, recht karger Blaufränkisch mit einer zwar etwas gewöhnungsbedürftigen, aber sich beständig wandelnden und eigenständigen Mineralik. Der Abgang ist nach meinem Geschmack noch etwas kantig, schleift sich aber womöglich noch ein. In jedem Fall ein würdiger Preisinger-Wein, der Winzer macht anerkennenswerterweise auch bei seinen Basisweinen (den hier gibt’s unter 10 Euronen!) keine „gefälligen“ Sachen. Ich gehe mal stark davon aus, daß dieser BF sich noch deutlich entwickeln kann bzw. auch mit ein, zwei, drei Tagen Luft signifikant gewinnt, denn mit anderen Weinen aus diesem Haus ist das ähnlich. Wie geschmeckt gibt’s erst mal

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 18 von 25

Fazit:

Es gab wieder mal einige sehr schöne Weine, vor allem gab’s keinen „Totalausfall“. Überraschend für mich vor allem der Saale-Unstrut-SB und der süße „Sweetheart“. Wieder mal habe ich die interessante Erfahrung gemacht, daß manche Weine recht einhellig empfunden wurden und sich an anderen die Geister ziemlich geschieden haben. Wein ist und bleibt halt ein recht subjektives Thema. Ein paar Beschreibungen habe ich aus der Runde übernommen, soweit ich sie nachvollziehen und mir „zueigen“ machen konnte.

Wie immer: eigene / abweichende Meinungen sind ausdrücklich erlaubt!

Und: vielen Dank nochmals an unsere Gastgeber für die wirklich gelungene Betreuung / Bewirtung und überhaupt!

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