WaL-Nachlese – Die Bergfuß-Weine

Diesen Donnerstag gab’s wieder eine Wein am Limit Live-Verkostung, für die ich die Weine schon zu einem Zeitpunkt besorgt habe, zu dem ich noch gar nicht wußte, ob ich selbst überhaupt Zeit habe, geschweige denn die obligatorischen Mittrinker. Aber das Thema gefiel mir generell sehr gut, also habe ich einfach mal blind zugeschlagen und letztlich hat’s dann diesmal doch wieder geklappt!

Nochmals der von meinem letzten WaL-Bericht sinngemäß kopierte Hinweis, daß dies lediglich eine Zusammenfassung meiner / unserer persönlichen Eindrücke sein soll, die wieder von denen der anderen Livestream-Teilnehmer mehr oder weniger abweichen, was aber auch normal ist. Und während des Streams habe ich auch nicht die Ruhe, diese Gedanken zu den Weinen in geordneter Form per Kommentar unterzubringen.

Das Piemont („am Fuße der Berge“, daher der WaL-Titel) kochte bei mir in letzter Zeit eher auf Sparflamme; das liegt einerseits an sich ändernden Geschmäckern von mir und den Menschen in meinem Umfeld, aber auch daran, daß andere Regionen, welche mir auch rein geographisch näher sind, in meiner Gunst stark aufgeholt haben. Die letzten gekauften Barolos und Arneis sind schon etwas länger im Keller bzw. vor längerer Zeit vernichtet worden, daher freue ich mich jetzt auf ein kleines Regions-Revival:

1. Wein: 2016er Arneis – Sibilla – Langhe DOC, Molino, Piemonte

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Die Farbe ist ein dichteres Strohgelb, in der Nase gleich dichte Zitrusaromen und ein paar Nüsse, die dann recht schnell von einer deutlichen Birnenaromatik überholt werden. Am Gaumen dann auch eine saftige Birne auf einer nassen, angewitterten Granitplatte, dazu etwas Limette incl. leichtem Bitterchen. Die Säure ist eher moderat vorhanden, trotzdem kommt mit der Zitrusaromatik ordentlich Frische rüber; ein bißchen was reduktives taucht irgendwann auch noch auf. Langer, herb-fruchtiger, zitrisch-frischer Abgang mit leicht gerbstoffigem Finale.

Ich habe selten einen Wein im Glas gehabt, der eine solch schöne, dabei aber nicht aufdringliche oder gar eintönige Birnennote mitbringt. Auch die Säurestruktur ist sehr schön, obwohl die Säure selbst gar nicht so ausgeprägt ist und der Extrakt doch einen deutlichen Gegenpart bildet. Ist was richtig Nettes!

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 21 von 25

2. Wein: 2015er Barbera d’Alba – Ausario – Barbera d’Alba Superiore DOC, Molino, Piemonte

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Die Farbe ist ein dunkles Granatrot mit mittlerer Transparenz. Für die Nase gibt’s gleich dichte rote Frucht, vor allem saftige, aber nicht plakative Herzkirsche, aber auch ein paar andere Beeren sowie deutlich Gesteinsmehl. Mit der Zeit kommt auch noch etwas frisch angegrillte Bratwurst dazu. Am Gaumen zeigen sich recht wenige Tannine, die, die da sind, sind dazu recht geschmeidig unterwegs. Die Kirschen sind hier mit ein paar Schattenmorellen versetzt, ein bißchen Acerola (bzw. Apfelbeere) ist auch dabei und bringt so ein kleines, angenehmes Bitterchen mit. Mit etwas Zeit schieben sich dann auch schwarze Johannisbeeren und ein paar Feigen nach vorne. Das Ganze wird mit einer recht belebenden Säure und einem deutlichen Steinbett abgerundet. Der Abgang ist wieder klar kirschdominiert, dabei aber dennoch nicht eintönig und eine gute Zeit lang recht erfrischend.

Dieser Barbera schaut aromatisch ein bißchen in die Spätburgunderrichtung und gefällt mir vor allem aufgrund der ausgewogenen Stilistik sehr gut, das heißt, Säure, Extrakt, Mineralik passen einfach wunderschön zueinander, nichts wird in den Hintergrund gedrückt, auch wenn einzelne Aromabestandteile -wie die Kirsche- schon ein bißchen den Ton angeben.

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 20 von 25

3. Wein: 2014er Nebbiolo – Teorema – Barbaresco DOCG, Molino, Piemonte

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Den Barbaresco habe ich entsprechend der Empfehlung des Oberwalinauten ca. 3 Stunden vor dessen Vernichtung karaffiert.

Die Farbe ist ein mitteltransparentes Granatrot, in der Nase schwarze Johannisbeere, auch etwas Erdbeere und Kirsche, dazu was blumiges in Form einer Nachtkerze, weiters etwas nasse Terrasse, vom Holz her leicht Mokka und ein bißchen Rauch. Am Gaumen sind die Tannine zwar weniger präsent, als ich dies bei einem knapp 3 Jahre alten Wein aus Nebbiolo-Trauben erwartet hätte, der Wein ist auch fast nicht adstringierend, aber ein bißchen kantig gibt sich der „Teorema“ dennoch. Zur Rotfrucht kommt etwas Pampelmuse incl. Bitterchen, die Säure ist über jeden Zweifel erhaben. Steinchen gibt’s auch, aber die gehen in der aktuellen Harschheit der Tannine noch etwas unter. Der Nachhall hallt recht lange und zeigt eine sehr schöne Balance aller Aromenbestandteile, die Tannine spucken aber doch noch etwas dazwischen.

Dieser Barbaresco ist generell ein sehr schön gemachter Wein, aber aus meiner Sicht noch deutlich zu jung, was aber bei einem Nebbiolo-basierten Getränk fast vorhersehbar war. Macht aber trotzdem schon Spaß, allerdings schwingt halt doch mit, daß der Barbaresco mit ein paar Jahren mehr Lagerung auf dem Buckel höchstwahrscheinlich wertungsmäßig deutlich besser dastehen könnte, heute gibt’s deshalb „nur“

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 19 von 25

Drei Weine mit durchschnittlich 20 Pünktchen, das deutet auf einen gelungenen Weinabend hin und das war auch so. Bemerkenswert von unserer Seite, daß für alle Anwesenden der Arneis der interessanteste Wein war, obwohl dieser auch der mit Abstand günstigste des Pakets war. Der Barbaresco fällt aktuell etwas ab, weil er einfach noch zu jung ist, kann aber sein, daß da ein paar Flaschen für die Jahre ab 2020 in meinen Keller wandern werden. Vor allem hat mir auch gefallen, daß alle Weine eine sehr schöne Säurestruktur haben, obwohl die Säure an sich nicht im Übermaß vorhanden ist. Keiner der Weine war im Ansatz breit, alle hatten einen hohen Flutschfaktor und machten Spaß. Was will man mehr! (?)

Mal sehen, was der nächste Livestream bringt…

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