Muscheln im Holzfaß – Nachtrag 2

Heute mal ein etwas dickeres Zeuch, dessen Name

2009er Silvaner – Myophorium – trocken – Qw, Johann Ruck, Franken

von den Dreiecksmuscheln „Myophoria“ abgeleitet ist, welche den sogenannten Grenzdolomit, eine Gesteinsschicht des Trias im unteren Keuper charakterisieren.

Im Glas ein strahlendes Goldgelb, das Bukett weist gleich deutlich auf das kleine Holzfaß hin, in dem der Wein recht lange reifen durfte (zumindest stammt die Prüfnummer aus 2014): unraffinierter Palmzucker, angebräunte Butter bzw. etwas Karamell. Das Ganze aber doch so fein und fast filigran dosiert, daß noch genügend Raum für die recht intensive, dunkelgelbe Steinfrucht wie Aprikose, Pfirsich und etwas Kaki bleibt. Geschmacklich dann deutlich mehr Platz für die schon recht opulente Fruchtseite, hier stützt das Holz eher mit einigen malzigen, auch helltabakigen Aromen. Die Säure verrichtet ihre Arbeit vorzüglich, ohne sich nach vorne zu drängen. Die Mineralik muß man aufgrund des amtlichen Extrakts zwar etwas suchen, aber den muscheligen Grenzdolomit des Trias kann man schon nachvollziehen. Der Abgang ist ein dichter Mehrminüter, der die leicht angemalzte Frucht bis zum Finale auf hohem und dabei doch leichtfüßigem Niveau hält.

Sehr gelungener Holzsilvaner, alles in sich stimmig, nichts zu viel, nichts zu wenig. Wenn im Burgund Silvaner angebaut würde, könnte der recht ähnlich schmecken, eine gewisse stilistische Nähe zu einem besseren Chardonnay z.B. aus Pouilly-Fuissé drängt sich mir auf, wenn auch die Aromatik die Rebsorte -dankenswerterweise- nicht verschleiert ist.

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 21 von 25

1. Nachtrag nach 24 Stunden mit Luft: Schon beim ersten Reinriechen zeigt sich ein deutlicher Umbau der nunmehr mineralisch-holzigen Seite, denn jetzt gibt’s hier Walzzunder, Schnupftabak und Torf in einer Form, wie ich sie ähnlich schon bei einigen gereiften Keupersilvanern erlebt habe. Die Frucht tritt jetzt zwar etwas zurück, sie bleibt aber sehr dicht gelb und wandert etwas mehr zur exotischen Seite hin, nun gibt’s auch Marula, Kakaobutter und Kokosfett. Am Gaumen macht sich ebenfalls die o.g. Mineralik etwas breiter, die Fruchtseite ist aber wiederum deutlich präsenter als beim Bukett; Pfirsich und Aprikose haben sich etwas verdünnisiert, dafür auch hier mehr Exoten incl. etwas Kumquat, die mit einem kleinen Bitterchen eine kecke Kante im Gepäck hat. Insgesamt hat der Extrakt seit gestern nochmal an Dichte und Varianz zugelegt, die Säure kommt damit aber immer noch sehr gut zurecht. Nach wie vor ein Ewigkeitsabgang mit ausgewogener Frucht-Holz-Mineralik-Balance, die es problemlos ermöglicht, zwischen den Schlucken 10 Minuten Abstand zu lassen, ohne daß einem langweilig wird. Hat seit gestern signifikant zugelegt, der oben gemachte Burgund-Vergleich zieht aber heute nicht mehr. Was jedoch absolut nix schlimmes ist…

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 23 von 25

2. Nachtrag nach 4 Tagen mit Luft: Die betörende Torf- / Tabak-Aromatik ist in allen Stadien des Genusses immer noch voll da. Das Bukett ist nun weitgehend fruchtfrei, was dessen Reiz aber nicht schmälert. Am Gaumen ebenfalls eine weiter erstarkte Mineralik, hier sind aber noch deutliche Fruchtfetzen erkennbar, wenn auch etwas angeräuchert. Die Säure hält dabei wacker ihren Posten und auch der Abgang hat nach wie vor ein hohes Standvermögen. In den letzten zwei Tagen kein Qualitäts- oder Spaßverlust erkennbar…

2 comments on “Muscheln im Holzfaß – Nachtrag 2

    • …ich habe gerade noch einen Nachtrag geschrieben, der Myophorium hat sich seit gestern nochmal deutlich nach vorne (und zur Seite) bewegt. Habt ihr den Wein auch nach etwas mehr Zeit mit Luft erneut im Glas gehabt? Für mich super spannend!

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