Der schlechte Ruf des Grauburgunders

Ich habe mich in letzter Zeit öfters an anderen Stellen über das mittlerweile recht verbreitete Grauburgunder-Bashing echauffiert, denn ich bin der Meinung, daß es nicht an der Rebsorte liegt, wenn aus ihr mehrheitlich eher belanglose Sachen gekeltert werden. So ein allgemeiner Rebsorten-Verriß führt aus meiner Sicht dazu, daß durch das negative „Standing“ dieser Sorte dann auch die wirklich guten Weine weniger und weniger gekauft und getrunken werden und somit der Anbau dieser Sorte -dem allgemeinen Trend bzw. der Stimmungslage folgend- mittel- bis langfristig eigentlich zurückgehen müßte. Tatsächlich ist es aber anders, die Sorte ist hektarmäßig stetig im Aufwind, nur qualitativ leider nicht.

Denn nach wie vor gibt es genügend Negativbeispiele bei dieser Sorte, allerdings habe ich auch nicht den Eindruck, daß es signifikant mehr schlechte Grauburgunder als schlechte Weißburgunder, Chardonnays, Rieslinge, Spätburgunder, Sauvignon blancs etc. gibt. Warum also derzeit gerade auf dem GB respektive Pinot grigio herumgehackt wird, ist mir ein Rätsel. Vielleicht braucht ein Gutteil der Menschheit halt einfach zwanghaft ein Feindbild…

Nachfolgender GB wurde von einem Gast mitgebracht, der ihn wiederum bei einem gar nicht so schlechten, örtlichen Weinhändler gekauft hat. Das Weingut sagte mir überhaupt nichts, aber mal sehen:

2017er Grauer Burgunder – trocken – Qw, Neef Emmich, Rheinhessen

Die Farbe ist ein mittleres Strohgelb, geruchlich leicht parfümiert Kaktusfeige und gelbe Pitahaya. Geschmacklich ebenfalls eine kaltvergoren wirkende Frucht, zwar eine relativ deutliche Säure, aber die recht künstliche Frucht bremst den Trinkfluß schon arg, jedenfalls geht’s mir so. Der Abgang ist ordentlich lang und repetiert leider die Kaltvergärungsnoten ziemlich intensiv.

Das ist nun wieder einer dieser Crowdpleaser-GB’s, der leider dazu geeignet ist, Öl ins Feuer der oben beschriebenen Meinungswelle zu gießen. Dabei ist dies ein Wein, für den man immerhin 9 Euronen je Flasche hinlegen muß (also weit über dem Durchschnitts-Weinpreis, selbst wenn man nur die bei Weinhändlern gekauften Flaschen betrachtet und LEH / Discounter außen vor läßt), da hätte ich mir dann schon was weniger Massenweiniges erwartet. Also ein Rebsortenvertreter, den ich persönlich nicht brauche, aber ich bin ja eh eine beklagenswerte Minderheit…

Meine Wertung: Nachkauf 0 von 3, Gesamt 12 von 25

Hinterlasse einen Kommentar