Süßes Teilchen – Relaunch

Gut dreieinhalb Jahre waren jetzt genug Zeit, in denen sich der

2014er Riesling – Winninger Brückstück – [halbtrocken] – Qw, Knebel, Mosel

ggf. weiterentwickeln konnte, also wurde gestern mal wieder ein’s der Fläschchen aufgemacht:

Ein dichtes Goldgelb mit leicht grünlichem Schimmer im Glas, riecht sehr intensiv nach einem prall gefülltem Zitruskorb mit Kumquat, Pampelmuse und Ugli, sowohl Spalten als auch Zesten, dahinter müht sich etwas Schiefer, auch mitzuspielen. Schmeckt dann etwas oranger, hier kommen auch Minneloa und Mandarine dazu; das Gemisch aus Extraktsüße und Restzucker führt zu einem deutlich süßen Eindruck, die potente Säure sowie die vielschichtigen Zitrusaromen schieben den Süßkram im Wein jedoch auf die sehr beschwingte Seite; auch hier hält sich der Schiefer dezent, aber prägnant im Hintergrund. Der Nachhall hallt ziemlich lang und betont vor allem den perfekt gesüßten Zitruskorb, im Finale zeigen sich einige hochanimierende Bitterchen von Grapefruit und Blutorange.

Mittlerweile ist von der Frucht nur noch die Zitrusseite übriggeblieben, die dafür recht vielschichtig und trotz der Süße sehr klar differenziert. Auch wenn an der Mosel sicher die Mehrzahl der hochklassigen, nicht trockenen Weine gekeltert wird, auch hier empfinde ich die meisten Rieslinge mit erhöhtem Restzuckergehalt als anstrengend bis unangenehm klebrig, ich bin einfach kein „Kabi“-Trinker. Matthias Knebel ist für mich einer der wenigen, der es schafft, auch mich als eigentlichen Trockentrinker regelmäßig auch mit seinem „Süßstoff“ zu begeistern.

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 22 von 25

Nachfolgend der Text der Verkostung vom 17. Februar 2016:

Gestern habe ich zur Abwechslung mal wieder was nicht trockenes entkorkt:

2014er Riesling – Winninger Brückstück – [halbtrocken] – Qw, Knebel, Mosel

Die Weine vom Weingut Knebel habe ich mal über einen Livestream von Wein am Limit kennengelernt und hatte das Aha-Erlebnis, daß es auch feinherbe / restsüße Weine von der Mosel gibt, die ich mit Genuß trinken kann. Dieser Riesling stammt von der Terrassenmosel in der Nähe von Koblenz. Die Reben wachsen alle in Steillagen, die praktisch nur in Handarbeit zu bewirtschaften sind.

Helles Goldgelb im Glas, in der Nase süße bis kandierte Ananas und Mirabelle, weiters Akazienhonig. Und einiges an steinerner Aromatik läßt sich hier auch wahrnehmen. Am Gaumen setzt sich dieser Eindruck schön fort. Auch intensiv süße und gelbe Fruchtaromen wie die oben erwähnte Ananas sowie etwas Mango, auch kandierte Orangen und Pampelmusen. Die Honigseite etwas würziger, Korianderhonig vielleicht. Die Säure ist ausreichend vorhanden, um den deutlichen Restzucker soweit abzupuffern, daß man trotz des nicht geringen Extrakts schon wieder von Frische reden kann. Die Mineralik ist auch hier vorhanden, versteckt sich aber ein bißchen mehr hinter den Fruchtaromen, als dies beim Bukett der Fall war. Ziemlich langer Nachhall, der die Fruchtsüße in Kombination mit der Säure betont.

Das Geheimnis des Brückstück ist diese perfekte Süße-Säure-Balance. Bei den nicht trockenen Weinen bin ich ja recht heikel, meist finde ich die (Zucker-) Süße reichlich unangenehm und ich bringe das Zeug in der Regel gar nicht runter. Umso mehr ziehe ich meinen Hut vor den Winzern, die es schaffen, mich auch mit einem restsüßen Wein nachhaltig zu beglücken. (War das jetzt zu schwülstig?)

Die andere Flasche bleibt jedoch eine deutliche Zeit im Keller liegen…

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3

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