Glück gehabt – Relaunch

Zu Silvester paßt Glück eigentlich ganz gut, dachte ich mir, daher habe ich am 31.12. auch diese Flasche ins Rennen geworfen:

2013er [Cuvée] – Glück – trocken – Landwein Steirerland, Werlitsch, Südsteiermark

Ein bräunliches Bernstein im Glas, riecht ganz sanft nach feinem Sherry, eingelegten gelben Früchten, dazu ein Hauch weißer Rauch. Schmeckt nach Fino-Sherry, saurem Karamell, fermentierten Maracuja und Aprikosen, etwas Roiboos-Tee, weiters eine feine Säure, leichtes Pampelmusenbitterchen, gebräunte Steinchen. Recht langer warmer Abgang, super Säure, ein bißchen Schärfe.

Weiniger Sherry oder sherryiger Wein, irgendwie zwischen den Welten, dabei mit super belebender, sehr komplexer Struktur, nix ist zuviel, nix zuwenig, schöne Entwicklung in den letzten zwei Jahren! Meine Beschreibung ist -dem Anlaß geschuldet- zwar etwas weniger ausführlich als beim letzten mal, der Wein hat für mich aber insgesamt leicht zugelegt.

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 23 von 25

Nachtrag nach 24 Stunden mit Luft: ein bißchen was war noch übrig, das Sherry- / Wein-Gleichgewicht hat sich etwas zum Wein hin verschoben, das Pampelmusenbitterchen ist etwas dominanter, aber auch sehr sanft. Leichte Veränderung auf gleichbleibendem Niveau.

Nachfolgend der Text der Verkostung vom 03. November 2017:

Heute gab’s zur Abwechslung mal wieder was oranges:

2013er [Cuvée] – Glück – trocken – Landwein Steirerland, Werlitsch, Südsteiermark

Mittlerweile gibt es aus dem sehr eigenständigen, südsteirischen Weingut zwei verschiedene Orange-Kreationen, welche sich vor allem durch die Maischestandzeit unterscheiden. Im Glücksfall beträgt diese „mehrere Wochen“ mit anschließender zweijähriger Ausbauzeit im großen Holzfaß. Als Traubensorten kommen zu ungefähr gleichen Anteilen Sauvignon Blanc und Morillion (respektive Chardonnay) vorwiegend aus den Ex Vero II-Lagen zum Einsatz.

Im Glas ein dunkleres Bernstein bis Orange, in der Nase gleich deutlich Werlitsch: eine leichte Sherrynote (wird mit der Zeit weniger), deutlich reduktiv, Apfelmost (wird mehr) und Schwarztee (wird weniger), auch Orangeat, im Laufe der Zeit auch deutlich Kirschhonig. Am Gaumen deutlich mehr Frucht, hier sind auch Sachen wie Mirabellen in eingelegter Form vorhanden, wobei sich die Fruchtaromatik ständig ändert, Mangos, Maracuja, Williamsbirnen tauchen auf und verschwinden auch mal wieder. Recht gleichbleibend ist allerdings eine leichte, durchaus angenehme und etwas wärmende Cognac-Note, was aber keine Brandigkeit zur Folge hat. Braunwürze gibt’s auch in unaufdringlicher Form, Lakritz und Vanille spielen hier vor allem mit, steinige Mineralik finde ich zwar kaum, vermisse sie aber auch nicht. Ebenfalls eher unterrepräsentiert für meinen eigentlichen Geschmack ist die Säure, aber im Ergebnis ist das Glück kein Stückchen breit und / oder anstrengend, ist irgendwie auch so fast perfekt. Der Nachhall hallt für mehrere Minuten und hält den Rachen angenehm warm, eine Mischung aus reduktiver Frucht, etwas Honig und Braunwürze sorgt für Glück in der Zeit bis zum nächsten Schluck.

Es ist schon einige Zeit her, seit ich den letzten Orange-Wein von Werlitsch im Glas hatte. Der war auch sehr gut und interessant, aber auch etwas „schwieriger“; ich habe den Eindruck, daß die Werlitsch’schen Weine in den letzten Jahren etwas „entfreakt“ wurden, also von Beginn an deutlich zugänglicher sind, dabei aber die „Werlitsch-Stilistik“ nicht verwässert, sondern eher noch ausgebaut wurde. Im Laufe von gut zwei Stunden hat das Glück beständig zugelegt. Ich könnte mir gut vorstellen, daß sich hier über die Tage noch einiges tut. Allerdings konnte ich in diesem Fall nichts für einen Nachtrag retten. Daher mit begründeter Aussicht nach oben

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 22 von 25

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