Müller spricht auch italienisch

Auch wenn der Züchter einer der ersten weltweit aktiv neugezüchteten Rebsorten ein Schweizer war, erfolgte die Geburt des später so genannten Müller-Thurgau 1882 in Geisenheim in Deutschland. Allerdings fand die „Vervielfältigung“ der Sorte dann erst Jahre später in der Schweiz statt, von wo sie -wiederum Jahre später- nach Deutschland zurückkehrte und sich hier nach langer Testerei ab den 70er Jahren in rasendem Tempo vermehrte und für einen längeren Zeitraum zur mengenmäßigen Nummer 1 aufstieg. Außerhalb D ist MT noch in Österreich, Ungarn, Slowakei und Tschechien in relevantem Maß vertreten, aber auch in Italien ist er sowohl im deutschen als auch italienischen Sprachraum zu finden:

2017er Müller Thurgau – Trentino DOC, deTarczal, Trentino

Farblich ein helleres Goldgelb, riecht anfangs eher verhalten, mit Luft dann etwas mehr nach Frühlingswiese mit gelben Blumen und Kaktusfeige. Am Gaumen legt der MT dann noch etwas zu, bietet auch ein paar Kräuterchen incl. Beifuß, die Säure ist recht belebend, mineralischerseits gibt’s herb-bittere, lehmig wirkende Bestandteile. Der Abgang präsentiert diese erdig-lehmige Seite am intensivsten, die Bitterchen sind ordentlich präsent, belasten aber nicht.

Durchaus schöner Terrassen-Müller, auch als Schorle-Grundlage gut geeignet, wenn man’s denn mag. Der Wein vermeidet jegliche Plakativität, die Müller-Aromen sind leicht sekundär und angebittert unterwegs, man hat aber eine gute Chance, die Sorte zu erkennen. Auch hinsichtlich der Süße-Säure-Balance macht der Wein nichts falsch, dennoch kein Nachkäufer für mich, dazu müßte schon noch ein gewisser Kick dazu kommen.

Meine Wertung: Nachkauf 1 von 3, Gesamt 16 von 25

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