Super B-Ware?

Gamay ist und war noch nie eine meiner bevorzugten Rebsorten, dennoch probier ich ab und zu mal aus, zu was diese Sorte fähig ist. Im eher traditionellen Bereich ist mein langjähriger Liebling übrigens ausgerechnet ein Blanc de Noirs-Crémant aus dem Beaujolais, bei Rot und still macht’s bis dato nicht laut „pling“, wenn ich den Namen dieser Trauben höre. Deshalb heute mal ein Gamay aus der Naturecke:

[2018er] [Gamay] – Super B – Vin de France, Domaine La Bohème, Bourgogne

Die Trauben für diesen Wein stammen übrigens aus Brouilly -einem der Cru-Gebiete des Beaujolais, welches wohl für das „B“ auf dem Etikett verantwortlich ist- sowie aus weiteren Ecken der Gamay-Heimat. Der Winzer selbst ist übrigens gar nicht im Beaujolais ansässig, sondern in Saint Georges sur Allier, was weinbautechnisch zur Loire, genauer zur Auvergne gehört.

Im Glas präsentiert sich ein ganz leicht angetrübtes Kirschrot mit mittlerer Transparenz, riecht nach leicht angestaubter Kirsche, wobei der Staub deutlich kreide- bzw. specksteinhaltig ist, dazu ein Hauch Gutenberg-Klebestift in angenehmer Dosierung. Am Gaumen ist die Kreide dann deutlich präsenter, sie gibt den Kirschen eine überaus geschmeidige Struktur und nimmt ihr jegliche Plakativität, die sie ohne dieses Coating wohl unweigerlich zeigen würde; dazu eine recht potente, gut austarierte Säure, vom Kleber ist hier nur ein Hauchhauch übrig. Der ziemlich lange Abgang bewegt sich dann auch recht gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen Drops und Anspruch, wobei insbesondere im Finale eine gekalkte Blutorange der Kirsche ernsthaft Konkurrenz macht.

Auch wenn ich nun immer noch nicht zum glühenden Gamay-Fan werde, in dieser Form laß ich mir das schon ab und zu eingehen, wenn’s denn auch zum Essen paßt. In diesem Fall funktionierte der Wein zur Pizza recht gut, auch wenn ich da eigentlich lieber einen roten Italiener dazu geöffnet hätte, aber den gab der Zweitkeller spontan nicht her…

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 18 von 25

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