Weingut im Sinkflug?

Die Weine von Lisa Bunn wurden ja vor einigen Jahren regelrecht gehyped und bei nicht wenigen Sachen durchaus zu Recht, auch bei mir waren einige „3er“ sowie eine ganze Menge Preis-Leistungs-Kracher dabei. Leider hatte ich mit neueren Jahrgängen ab 2019 auch ein paar unerwartet belanglose Sachen im Glas, weshalb meine Begeisterung zuletzt stark eingebremst wurde und ich im allgemeinen 2021er Kaufrausch von nunmehr „Bunn-Strebel“ nur ein paar wenige der günstigeren Fläschchen zu Testzwecken gekauft habe. Von denen konnte bisher die Scheurebe -sonst immer eine sichere Bank- auch nicht wirklich überzeugen. Zu einer kleinen Wochenendfeierei mit überwiegend weniger weinaffinen Gästen habe ich dann mal folgendes Testfläschchen mitgenommen:

2021er Riesling – Nierstein – vom Rotliegenden – trocken – Qw, Bunn-Strebel, Rheinhessen

Die Trauben stammen aus Steillagen im Roten Hang, es handelt sich um die Vorlese der Lagenweine Orbel, Oelberg, Hipping und Schloß Schwabsburg.

Im Glas ein helleres Goldgelb, nasal recht frische Frucht mit weißen Johannisbeeren, etwas Stachelbeere sowie Pomelo; angekündigte kühl-blaue Steinbasis, auch einige florale Noten bauen sich langsam auf. Geschmacklich geht das so weiter, die Blumenseite ist hier etwas höher aufgehängt, die Frucht ist fast weiß, dazu eine strahlende Säure nebst kühlem Kies. Auch abgangsseitig gibt’s diesen frischen Blumen-Hellfrucht-Mix.

„Haben die da vielleicht die Etiketten vertauscht?“ dachte ich mir zuerst. Oder war die Vorlese, aus der die Trauben stammen, einfach deutlich zu „vor“? Blind hätte ich möglicherweise auf Müller-Thurgau oder gar Bacchus in ganz nett getippt, aber sicher nicht auf Riesling, auch das Rotliegende erschließt sich mir nicht. An sich hab ich ja nichts gegen Weine, die sich „neben der Spur“ bzw. untypisch präsentieren, aber hier war’s halt so, daß ich mir explizit etwas strukturierteren Riesling mit erkennbarer Mineralität erwartet hatte und dann paßte es halt nicht so wirklich zum Essen. Aber auch als MT wäre kein Nachkaufreflex da. Irgendwie entfernt sich das Weingut nicht erst seit der Umbenennung in „Bunn-Strebel“ deutlich von meinen Vorlieben, ich werde mich vorsichtshalber erst mal mit weiteren (Blind-) Käufen zurückhalten…

Meine Wertung: Nachkauf 1 von 3, Gesamt 15 von 25

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