Steinriesling mit Anlauf

Daß 2018 nicht gerade mein weinmäßiges Lieblingsjahr ist, habe ich hier ja schon erschöpfend kundgetan, in der Folge sind die deutschen Weine dieses Jahrgangs in meinem Keller weitgehend aus dem Blickfeld geraten. So erging es auch dem

2018er Riesling – Würzburger Stein – trocken – Erste Lage, Staatlicher Hofkeller Würzburg, Franken

obwohl dessen Silvaner-Pendant bei mir vor bald drei Jahren gar nicht mal so schlecht abgeschnitten hat. Gestern zum Holy-Evening-Raclette bot sich nun die Gelegenheit, diesen Riesling möglicherweise gewinnbringend einzusetzen, da die Mitesser nicht ganz so säureaffin sind wie ich selbst und auch etwas ggf. leicht dropsige und / oder glykolige Frucht vermutlich keine negativen Kommentierungen auslösen würde.

Im Glas ein leicht grünliches Goldgelb, minimal Rest-CO2. Nasal gibt’s Zitrone und Pomelo sowie einiges an hellem Flint, welcher sich allerdings schon nach 5 Minuten zum kläglichen Miniflintchen zurückbildet, wird dafür im Gegenzug aber recht kräuterig; mit ordentlich Luft kommt der Flint jedoch wieder deutlich erstarkt hervorgekrochen. Gaumal dann die gleichen Agrumen, 2 Teile Albedo auf 1 Teil Zesten, frische und doch etwas flaumige Säure, darunter Kalk mit etwas Talcum und Gips, auch hier die späte Flint- bzw. sogar Basaltgenese. Der Abgang setzt dann noch einige weitere Kräuter in Gang, der Agrumenextrakt wird mit Luft kantiger wie spannender.

Soweit ist das 18er Jahr -wenn auch mit etwas Anlauf- recht gut gelöst, anfangs es fehlt deutlich an Klarheit und Lebendigkeit, erstaunlich, wie sich der Wein mit dem unerwarteten Mineralikwachstum „derappelt“, hat die Spannung im Glas deutlich angeheizt; nach gut einer Stunde macht das tatsächlich richtig Freude! Ich muß doch noch mal ein bißchen was aus kälteren Jahren von diesem Gut probieren…

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 20 von 25

Hinterlasse einen Kommentar