Das 7 Euronen-Wunder – Relaunch

Heute sollte es einfach und knackig sein, beim Schlendern durch die weitläufigen Kellergewölbe wurde ich dann im Seehof-Abteil fündig. Ein Weingut, das wieder und wieder mit Weinen auffällt, die für vergleichsweise wenig Geld maximal viel bieten, wobei es diesbezüglich egal ist, ob man da gerade von einem Gutswein oder einer Trockenbeerenauslese redet. Wir bewegen uns heute aber am alleruntersten Ende der Qualitätspyramide:

2019er Riesling – trocken – Qw, Seehof, Rheinhessen

Visuell ein nunmehr strafferes, leuchtendes Goldgelb, geruchlich sind wir bei einem dezenten Korundwind, dazu in leichter, aber nicht dünner Weise Limette, Kerbel und ein paar Wiesenblumen, wobei mit Luft schon eine signifikante Intensivierung stattfindet. Am Gaumen dann deutlich expressiver, hier geben Yuzu, Limette und Pomelo gleichberechtigt den Ton an, aus den Agrumen resultiert eine leichte Extraktsüße trotz ansonsten völliger Trockenheit, die Säure ist höchst lebendig, untendrunter eine Art unterkühltes Kalk-Korund-Gemisch, und dann schwingt noch diese leicht muskatellerige Floralik mit. Auch beim schön langen Nachhall könnte man meinen, daß hier noch ein paar Muskatellertrauben in den Tank gefallen sind (wäre bis 15 % ja sogar zulässig), aber das Rieslingeske überwiegt bei Weitem in frisch-frecher Weise.

Für die 7 Euronen Invest bekommt man hier nach wie vor einen wunderbaren, höchst erfrischenden und dabei durchaus ernsthaften Basis-Riesling, der den Vergleich mit höheren Ligen nicht zu scheuen braucht, jedenfalls hab ich schon deutlich schlechtere Weine aus weiter oben angesiedelten, gutshierarchischen Ebenen im Glas gehabt. Ist noch lange nicht am Ende seiner Nutzungsdauer angelangt!

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 19 von 25

Nachfolgend der Text der Verkostung vom 6. November 2021:

In Ermangelung eines echten Kochweins im Keller habe ich heute zu diesen Zwecken aus dem Zweitkeller was aus den unteren preislichen Rängen geöffnet, das nicht in erster Linie dafür vorgesehen war. Zur Dorade mit Okragemüse hatte ich eigentlich einen anderen Riesling auf dem Schirm, aber nach einem Probeschluck war sofort klar, daß es heute nichts Anderes mehr braucht:

2019er Riesling – trocken – Qw, Seehof, Rheinhessen

Farblich ein sehr helles Goldgelb, riecht nach einem sehr frischen und leichten Mix aus Yuzu und Pampelmuse, später auch Limette, ebenso leichter blauer Mineralhauch sowie eine gewisse angekündigte Agrumensüße. Am Gaumen dann ebenfalls leicht und frisch, wobei der Zitrusmix jedoch recht ausgeprägt ist und etwas von der versprochenen Zitrussüße im Gepäck hat; die Säure ist fortgeschritten knackig, auch hier blaue Mineralik als Unterlage. Der sehr lange Nachhall wirkt vor allem ungemein speichelfördernd, das hört kaum mehr auf…

Das ist insbesondere hinsichtlich der Investkosten je Flasche maximal „lekker™“, denn „leicht und frisch“ kommt sonst ja auch gerne mit den Attributen „dünn und belanglos“ daher. Für das, was der Wein innerhalb der Gutsweinriege sein soll, geht’s aus meiner Sicht kaum mehr besser! Vor allem konnte ich hier mal wieder sehr schön den Unterschied zu dem aus meiner Sicht problematischen Jahrgang 2018 feststellen, denn der direkte Vorgänger dieses Rieslings war zwar einerseits auch ein sehr gut gemachter Wein, aber da das Bessere ja bekanntlich der Feind des Guten ist, ist der 19er halt ein „3er“ und der 18er nur ein „1er“…

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 19 von 25

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