Die sechs Rebsorten und die sieben Geißlein

Ich hatte Lust auf rote Natur und bin auf der Suche nach einem entsprechenden Wein im Keller auf etwas gestoßen, das aus einer Art weintechnischem Niemandsland, quasi aus einer gedanklichen far-far-away-Region stammt.

[2019er] [Cuvée] – Six Cépages – Vin de France, L’Insolent, Bourgogne

Hier handelt es sich um eine Cuvée aus Pinot noir, Gamay, Pinot Beurot, Abouriou, César und Pinot d’Aunis, wobei die beiden erstgenannten Sorten zugekauft wurden, die restlichen, „vergessenen“ Sorten werden im äußersten Eck des Burgund, eigentlich sogar im weinbautechnischen Niemandsland zwischen Irancy und Vézelay im Heimatort des „respektlosen“ Winzers François Ecot in Mailly-le-Château an der Yonne angebaut.

Das Glas präsentiert ein leicht trübes Violett- bis Rubinrot mit mäßiger Transparenz, geruchlich gibt’s satt mit Kreide gecoatete und mit frischkäsegefüllten Kirschpaprika verfeinerte Schwarzkirschen, ganz minimal und im Wohlfühlbereich etwas Papierkleber. Am Gaumen sind die Kirschen straff säuerlich wie geschmeidig und werden von ein bißchen Tomatenmark begleitet, etwas Piment führt zu einem leichten Bizzelgefühl, die potente Säure folgt diesem Muster, weiters Kreide bzw. Magnesiumoxid als Basis. Dann ein langer Nachhall, der ebenfalls von der Kreidekirsche geprägt ist.

Trotz der an sich straffen, frisch-kühlen Frucht ist das ein insgesamt doch eher warmer, geschmeidiger Wein mit deutlich naturigem Charakter, die Kreide schmiert hier wie im Märchen mit Wolf und Geißlein. Der lösemittelfreie Papierkleber bzw. -leim schwingt immer leise mit, anfangs noch die Befürchtung, das könnte zu unangenehmen Klebersorten mutieren, war aber unbegründet. Sehr angenehmer Abendbegleiter, der eine super Balance zwischen Samt und Säure bietet.

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 20 von 25

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