Es gibt immer mal wieder Weine in meinem Keller, die für längere Zeit komplett aus meinem Blickwinkel wandern, auf nicht wenigen davon steht „2018“ drauf. Bei diesem bei mir ungeliebten Jahrgang muß ich mich immer wieder überwinden, mal wieder eines der leider noch vorhandenen Fläschchen zu öffnen, denn meist kommt da nur noch überkonzentriertes Zeug raus, für das Eleganz ein Fremdwort ist. Aber zu einem gehaltvolleren Essen passen solche Sachen ja manchmal doch recht gut und wer weiß, schließlich ist so mancher Wein aus diesem Jahr dann doch besser als sein Ruf…
2018er Grüner Veltliner – Ollersdorfer Vogelsang – Erdkreis – trocken – Weinviertel DAC Reserve, Herbert Zillinger, Weinviertel
Farblich ein ziemlich strammes Goldgelb, nasal dann genau wie erwartet ziemlich konzentrierte sowie leicht mehlig wirkende Frucht aus dem Aprikosen- und Kaki-Bereich, dazu etwas Distelhonig der nicht ganz trocken wirkenden Art. Am Gaumen wirkt die Frucht leicht angeölt, die Säure ist zwar recht gut bemessen, hat’s aber doch schwer, gegen den (Über-) Extrakt anzukommen, minimal spielen ein paar Pastinakenraspel sowie Rebelkräuterbitterchen mit; bodenseitig fühlt sich das auch eher nach „Ackerboden überschwer“ an, vielleicht mit Glimmereinschlüssen. Beim Abgang dann auch konsistenzmäßig eher türkischer Honig nebst einer Art Trockenkaki, die Säure verhindert zwar auch hier Schlimmeres, aber aus der Behäbigkeit hievt sie den GV nicht heraus.
Ein bißchen erinnert mich das an etwas zu fett geratene Smaragde aus der Wachau, wobei das „Fette“ hier für mich nicht auf Botrytis-Anteile weist, wie’s in der Wachau auf dem Level gerne mal vorkommt, das wirkt dann in aller Regel und bei aller Opulenz dann doch geschmeidiger. Während der Essensbegleitung zeigte sich der Wein dann nach gut einer Stunde sogar etwas versöhnlicher, aber solo bleibt’s dann leider anstrengend. Nun bin ich überhaupt nicht die Zielgruppe für solche Dickschiffe mit relativem Säuremangel, objektiv gesehen ist das im Kontext des Jahrgangs jedoch gut gemacht und wird sicher viele Leute auch deutlich mehr begeistern, ich selbst kann aber nur feststellen, daß das mal wieder ein 18er ist, den ich besser nicht gekauft hätte…
Meine Wertung: Nachkauf 1 von 3, Gesamt 17 von 25
Mein Wein - Meine Musik 