…kein 600er im Keller…

Schon wieder sind 100 weitere Beiträge geschrieben und anders als beim letzten mal habe ich leider nichts im Keller, was mit der Zahl 600 irgendwie in Verbindung stehen würde. Macht aber nichts. Immerhin ist es Feiertag und somit passen die Anlässe gut zusammen und rechtfertigen die Entnahme eines der -meiner Ansicht nach- besten Rieslinge, die in den letzten Jahren so entstanden sind:

2012er Viesslinger Bruck – Riesling, Veyder-Malberg, Wachau

Das schreibe ich deswegen, weil das Weingut noch gar nicht so lange existiert. Peter Veyder-Malberg hat 2008 erst sein eigenes Gut gegründet und bewirtschaftet seither alte Terrassenlagen in bzw. um Spitz mit ebenfalls recht betagten Rebstöcken ausschließlich in Handarbeit, weil dies anders aufgrund der Topologie auch gar nicht möglich ist. Diese Terrassenlagen waren laut Veyder-Malberg von der Aufgabe bzw. gar der Rodung bedroht, weil die aufwendige Bewirtschaftung der Weingärten von den Vorbesitzern gescheut wurde.

Den „Bruck“ habe ich ja schon als vorherigen Jahrgang im Glas gehabt und war aufgrund seiner klaren Machart sehr begeistert. Mal sehen, was der 2012er drauf hat:

Zuerst mal ein schönes, dichtes Goldgelb im Glas, noch mit leichten Perlen am Glasrand. In der Nase pure Mineralität: Feuerstein, Streichholzschachtelreibefläche und etwas freier Schwefel (kein Böckser) der angenehmen Sorte. Frucht findet man hier gar nicht. Am Gaumen ebenfalls diese dichte und etwas rauchige Feuersteinmineralik, hier aber gepaart mit sehr reifen Äpfeln, Quitten, Pfirsich und Mango. Im Hintergrund auch ein paar „normale“ Steine. Die Säure ist geschmacklich eher neutral, Zitrone kommt da am nächsten. Hier wird ein unglaublicher, weil sehr scharf abgegrenzter Spannungsbogen zwischen Mineralik, Fruchextrakt und der bestimmenden Säure aufgebaut. Wohltuenede 12,5 Umdrehungen hat dieser gehaltvolle Riesling lediglich. Der Nachhall hallt ziemlich lange und betont neben der opulenten Frucht -hier auch Dattel- ebenso einiges an nicht feuerigen bzw. schwefeligen Steinen.

Der oben verlinkte 2011er zeigte zwar in dieselbe Richtung, aber die Mineralik war lange nicht so weit auf der feurigen Seite. Ich finde den heutigen Wein damit nochmal ein bißchen spannender. Schön finde ich auch, daß hier wieder eindrucksvoll bewiesen wurde, daß Weine aus der Wachau auch ohne Botrytis „fett“ im besten Sinne sein können. Frucht und Mineralik werden hier nicht durch „Fremdstoffe“ wie Glycerin (vom Pilzbefall) und Holzaromen (da im Stahl ausgebaut) überlagert, daraus resultiert aus meiner Sicht die Klarheit bei diesem Wein. Trotz der Vielschichtigkeit lassen sich die Aromen sehr sauber abgrenzen. Bewußt kein Vinea-Wachau-Smaragd, wohl gerade deshalb ein sehr großer Wein!

Meine Wertung: 3

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