Fettnäpfchen

Bei der gestrigen Feier wurde mir dann zu späterer Stunde auch eine Flasche vor die Nase gestellt, zu der ich ehrlich (!) meine Meinung abgeben sollte. Es handelte sich um den

2016er Goldmuskateller – Pfefferer – Vigneti delle Dolomiti IGT, Schreckbichl, Südtirol

Ok, ehrlich war gefragt und da mußte ich leider zum besten geben, daß ich bis dato noch nie einen Wein von diesen Südtiroler Genossen im Glas hatte, der mir auch nur annähernd Spaß gemacht hätte und daß ich diese WG somit zu den Schlußlichtern der Region zähle. Unglücklicherweise wurde der Wein von einer Schwester des Geburtstagskindes mitgebracht, für welche wiederum diese Kellerei die beste in Südtirol überhaupt ist, deshalb fahren sie da jedesmal, wenn sie da unten sind, auch hin und decken sich mit den Produkten des Hauses ein.

So unterschiedlich können die Geschmäcker sein, allerdings merkte ich dann noch an, daß ich meines Wissens noch nie einen Goldmuskateller von Schreckbichl im Glas hatte. Vielleicht ist der ja viel besser als das, was ich bisher so kannte. Also mußte ich dann auch probieren:

Die Farbe ist ein helleres Strohgelb (soweit ich das noch erkennen konnte, war schon dunkel), für den Riechkolben gab’s vorwiegend Rosenduft, sehr parfümiert wirkend. Am Gaumen neben dem dominanten Rosenparfüm auch etwas leicht restsüßer Apfel, eine sehr moderate, für mich unharmonische Säure, in der Folge bereits anstrengende Restsüße. Schließlich ein zwar längerer, aber ebenfalls penetrant rosenlastiger Abgang, den ich mir in diesem Fall deutlich kürzer gewünscht hätte. Aber zum Glück gab’s ja noch was von dem Rotwein des Abends zum „Neutralisieren“.

Ich fühlte mich dabei an einen Test erinnert, bei dem die Probanden Joghurt mit echten Erdbeeren und solchen, welcher nur Erdbeeraroma enthielt, probieren sollten. Tatsächlich gefiel den Leuten das Joghurt mit den „naturidentischen Aromastoffen“ mehrheitlich besser. Ich bin aber nun mal nicht der Typ für solche lauten, völlig überzogenen und dadurch künstlich wirkenden Aromen. Und genau diese Wahrnehmung hatte ich leider bei diesem Wein. Also doch stark unterschiedliche Geschmäcker…

Meine Wertung: Nachkauf 0 von 3, Gesamt 8 von 25

13 comments on “Fettnäpfchen

  1. Den „Pfefferer“ kenne ich noch von einem Südtirol-Besuch von vor einigen Jahren… Deine Beschreibung deckt sich mit meiner Erinnerung.

    Es gibt den Wein auch in einem Gasthaus bei uns in der Nähe. Mein Eindruck ist, dass er dort – beim ansonsten sehr bieraffinen südbayrischen Publikum – großen Anklang findet. Und das freut mich, denn es zeigt, dass ein halbwegs handwerklich gemachter Wein auch bei den Durchschnittskonsumenten (nicht abwertend gemeint!) gut angekommen und vor allem ein breites Publikum finden kann.

    Das auswärtige Weintrinken mit Freunden wurde leider mit zunehmender „Trinkerfahrung“ zumindest für mich immer schwieriger. Um von Dir beschriebene Fettnäpfchen (bzw. kleinere Flunkereien wenn man nach der Meinung zum Wein gefragt wird) zu vermeiden bin ich dazu übergegangen, dass ich mich recht häufig freiwillig als Fahrer anbiete und abstinent bleibe.

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    • Ganz so weit nehme ich mich nicht zurück. Ich betone nur, daß ich mich ausschließlich über meinen eigenen Geschmack äußere und daß es daneben natürlich auch andere Geschmäcker gibt. Auch wenn ich bei manchen Sachen es absolut nicht mehr nachvollziehen kann, wie einem das noch schmecken kann. Aber so isses halt!
      Auch weiß ich, daß mein (Wein-) Geschmack nicht mehrheitsfähig ist, d.h. ICH bin die Randerscheinung bzw. die Minderheit. Und das gilt wahrscheinlich für einige Leser meines Blögchens.
      Ich gehe davon aus, daß Schreckbichl -zumindest mit den etwas weiter unten angesiedelten Weinen- auf eine ganz andere Käuferschicht zielt und nicht so sehr auf mich. Das gleiche würde ich z.B. von der Kellerei Kaltern auch behaupten. Andererseits versuchen die Schreckbichler aber auch, über sündhaft teure Kreationen wie den „LG“ ihr Ansehen in der Weinwelt zu verbessern.
      Wie auch immer, ich werde hier in den nächsten Tagen sicher ganz andere Güter besuchen…

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    • Also ich bin da ziemlich tolerant (glaube ich) was Weintrinken mit nicht nerdigen Weintrinkern betrifft und halte mich dann mit einer nerdigen Weinbeurteilung eher zurück. Mittlerweile ist (wenn man ehrlich ist und null Anspruch an den Wein hat) ja fast jeder Wein einigermaßen trinkbar – selbst der 1,99 Supermarkt Binogritscho ist nicht so ekelig wie Ebbelwoi (den trink ich dann auch nur mit vorgehaltener Waffe).
      Okay zu solchen Gelegenheiten und bei solchen Weinen reicht dann auch ein Glas oder ein halbes Höflichkeitsglas und bei Nachfragen ein „kann man schon trinken“ als Urteil… ist ja nicht gelogen, denn trinken kann man fast alles bis auf Ebbelwoi 😉

      Erich, bin gespannt was Du auf Deine Reise so mitbringen und hier beschreiben wirst 🙂
      Auf jeden Fall wünsch Dir schöne Tage in Südtriol.
      VG Patrik

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      • Ja, wenn ich nicht ausdrücklich gefragt werde, halte ich mich da auch zurück. Vor allem will ich mich nicht mit hoch erhobener Nase zum Geschmacksdiktator machen und die anderen dumm dastehen lassen, das ist in der Wein-Nerd-Szene leider weit verbreitet. Das würde sich dann spätestens rächen, wenn ein Thema zur Sprache kommt, bei dem dann ich der Ahnungs- bzw. Interesselose bin. Also: leben und leben lassen.
        Viel wird’s diesmal nicht werden, was ich an Wein mitnehme; das ist dem Füllgrad meines Kellers geschuldet. Aber ich weiß fix, wo ich hinfahre. Bis jetzt habe ich mich in erster Linie mit meinem Jahresbedarf an Honig eingedeckt…

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        • Honig ist auch gut und nimmt nicht ganz soviel Platz ein 🙂
          Geht mir mit dem Kellerfüllgrad auch so wie ich erst heute wieder feststellen musste – irgendwie trinke ich zu wenig oder kaufe zu viel oder umgekehrt oder beides…
          Muss mich da auch mal bremsen, außer der 15er Burgunder Subskription mit 42 Flaschen von 4 Winzern und vielleicht noch mal 12, 18 Flaschen auf meiner diesjährigen Reise ins Burgund kaufe ich 2017 nix mehr (hoffe ich)…. okay vielleicht noch ein paar Flaschen kommendes Wochende im Rheingau….

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        • Das richtige Maß und Ziel bei den Weinbeständen zu kennen ist eine Kunst.

          Aber seht es mal so: wenn Ihr im Schnitt 250 Flaschen im Jahr verbraucht und Euch wichtig ist, dass die Weine im Schnitt 3 Jahre auf der Flasche gelegen haben, dann benötigt Ihr rein rechnerisch unbedingt 750 Flaschen im Bestand;-) Es macht immer Spaß, diese Modellrechnung mit Nichtweintrinkern zu diskutieren…

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          • keine schlechte Rechenformel 🙂 …. und da ein nicht unbedeutender Teil meiner Weinbestände Rote von der Cote d’Or sind reichen drei Jahre ja nicht zum reifen, eher zehn Jahre und dann hätte ich rein rechnerisch noch Platz im Keller – nur Platz im wörtlichen Sinn hab ich leider kaum noch 😦

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            • …das geht sich relativ gut aus bei mir. Ich trinke ja häufig meine Weine zuerst mal in jüngerer Form und dann noch ein paar Jahre später. Da ich zu gut 80 % weiße Sachen im Keller liegen habe, dürften die 3 Jahre im Mittel ganz gut passen. Das führt dann bei mir genau zu den im Schnitt 700 bis 750 Flaschen; das Level ist seit Jahren ungefähr gleich, aktuell aber etwas oben drüber…

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            • Schön, dass Euch die „goldene Regel“ gefällt! Neben den Lagerflächen ist natürlich auch die Kapitalbindung ein nicht zu unterschätzendes Problem…

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            • Das stimmt. Die Opportunitätskosten gehen quasi gegen Null… dennoch ist es objektiv betrachtet schon krass, welche Werte so im Keller liegen und auf bessere Zeiten warten.

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            • Wobei man bei manchen Weinen einen Wertzuwachs haben, der sonst kaum zu erzielen ist, allerdings hab ich diese theoretischen Gewinne noch nie durch einen Verkauf realisiert… genau genommen ärgert mich das sogar zumeist, wenn ein Wein in meinem Keller exorbitant teurer wird…
              Aber über das ausgegeben Geld für den Wein ärgere ich mich nur selten 🙂

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