Jung und reif

Heute gab’s einen Wein, der sich dann doch als ganz anders herausstellte, als ich ihn ursprünglich eingeschätzt hatte. Machte zwar nichts, paßte trotzdem ganz gut. Versuchkarnickel war der

2012er Riesling – Westhofener Steingrube – trocken – Qw, Seehof, Rheinhessen

Im Glas erst mal unauffällig goldgelb, für die Nase gibt’s gleich eine Menge Petrol und auch etwas Uhu, dahinter erkennt man aber deutlich Mandarinen und Blutorangen in fast kandierter Form, dazu etwas Himbeerhonig (der übrigens nicht nach Himbeerfrucht riecht). Am Gaumen ist die C-Organik nicht ganz so ausgeprägt, trägt aber immer noch einiges zum Gesamtbild bei. Fruchtseitig kann man noch etwas reife Ananas dazu addieren, was leicht schieferig-kupferiges schwingt auf der Steinseite mit. Die Säure weist den nicht den geringen Extrakt klar in die Schranken, in der Folge läuft das Zeug richtig gut. Der Abgang hindert einen dann mehrere Minuten daran, das Glas erneut in die Hand zu nehmen, weil man insbesondere von dem dichten Zitruscocktail -garniert mit etwas Süßholz- kaum loskommt.

5 Jahre sind für einen Riesling dieser Klasse ja noch kein sooo stattliches Alter, deshalb hat mich die Präsenz der Riesling-Reifenoten schon etwas überrascht. Das ist nun gar nichts Schlimmes, ich hatte nur nicht erwartet, was mich da erwartet. Ich hatte schon mal festgestellt, daß manche Weine des Seehof -insbesondere natürlich die Rieslinge- stilistisch einen guten Schritt hin zur Mosel machen, dabei aber doch ihre eigene Art des Süße-Säure-Spiels auf der klar trockenen Seite bewahren. Übrigens wieder ganz anders als bei den anderen Westhofener Granden…

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 21 von 25

1 comments on “Jung und reif

  1. Hi Erich,
    von Seehof hat ich noch gar nix im Glas – was unterscheidet die deutlich von z.B. Wittmann oder Keller? Preislich ist Seehof auf jeden Fall attraktiv…
    Apropos Versuchskarnickel – zu lecker in Olivenöl und Weißwein konferierten Kaninchenkeulen hatten wir heute auch einen Weißen aus 2012 im Glas 🙂

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