Wrint in Südtirol – Teil 2 – Nachtrag 2

Nachdem wir die erste Folge der Wrint-Südtirol-Verkostung ja aufgrund eines Krankheitsausfalls bei den Veranstaltern ohne Podcast absolviert haben, nun also mal wieder parallel zu der Unterhaltung zwischen Holger Klein und Christoph Raffelt. Nachdem es letztes mal ausschließlich Weißburgunder gab, waren gestern weitere weiße Vertreter des Südtiroler Weinbaus -alle ausschließlich aus Weinbaugenossenschaften- dran.

Die Reihung der Weine war dann doch etwas anders, als ursprünglich in der Ankündigung auf „Originalverkorkt.de“ dokumentiert, deshalb habe ich die Flaschen für das Beitragsfoto auch anders aufgestellt, als wir sie tatsächlich getrunken haben; aber es macht durchaus Sinn, den Gewürztraminer hintenan zu stellen.

1. Wein: 2017er Sauvignon [blanc] – Lahn – Südtirol DOC, Kellerei St. Michael, Südtirol

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Im Glas zeigt sich ein sehr helles Gelb, geruchlich zwar typisch SB, jedoch keiner von der lauten Sorte, hier gibt’s vor allem Jostabeere, Estragon und etwas Heu. Am Gaumen frisch gelb-grün, leicht bizzelig, Zitrone und Kaktusfeige, dezent ein paar grüne Kräuterchen, dazu ein Limettenbitterchen. Die Säure ist knackig, verursacht aber aufgrund guter Integration bzw. genügend Extrakt auf der Gegenseite keine Gesichtsentgleisungen; wenn man danach sucht, findet man auch ein paar herb-bittere Steinchen. Der Abgang hält recht lange an, er transportiert die leicht-frische Stilistik recht schön, im Finale werden dann nochmals die kräuterig-würzigen Noten etwas mehr betont.

Durchaus schöner, nicht zu plakativer Sauvignon blanc, von dem ich gerne wissen möchte, wie er sich innerhalb 3 bis 5 Jahren so entwickelt. In der aktuellen Verfassung im positiven Sinne frisch-gefällig ohne große Ecken und Kanten, dennoch interessant.

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 18 von 25

Nachtrag nach 24 Stunden mit Luft: Viel getan hat sich nicht, weder nach oben noch nach unten, nur das Bitterchen ist ein bißchen ausgeprägter, dabei immer noch auf der schönen Seite angesiedelt.

2. Wein: 2017er [Cuvée] – Terlaner Classico – Alto Adige Terlano DOC, Cantina Terlan, Südtirol

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Dies ist gemäß Rückenetikett eine Cuvée aus Pinot blanc, Chardonnay und Sauvignon blanc.

Hier haben wir ein helleres Goldgelb im Glas, für den Riechkolben gibt’s anfangs eher verhalten gelbe, undifferenzierte Frucht, wirkt hier schon leicht cremig. Das Bukett dreht dann innerhalb von 30 Minuten gut auf, hier kommt dann vorwiegend Steinobst mit einem gewissen Mineralmantel zum Vorschein. Am Gaumen dann zuvorderst erst mal Röstnoten, ein Bakelitbitterchen und etwas Papierschlamm. Die Frucht ist auch hier anfangs recht verschwommen, mit der Zeit kristallisieren sich dann Nektarine, gelbe Pflaume und leicht Banane heraus. Die Säure arbeitet etwas im Hintergrund, was zu einer leichte Grundcremigkeit führt. Beim Abgang dominiert ebenfalls die bittere Seite, am Schluß trumpft dann aber die Braunwürze auf.

Das ist der Wein des Abends mit den meisten Ecken und Kanten, hat aber auch nicht durchgehend gefallen. Ich dagegen fand auch die signifikanten Bitternoten durchaus interessant und nicht störend, wirkt bei allen Qualitäten aber dennoch (noch?) etwas unaufgeräumt; auch hier ist es aus meiner Sicht ratsam, dem Wein ein paar Jahre im Keller zu gönnen. Aber auch in diesem noch unfertigen Zustand gebe ich bereits

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 17 von 25

1. Nachtrag nach 24 Stunden mit Luft: Hier eine deutlicher spürbare Entwicklung, die gestrigen Kanten sind zwar nicht weniger geworden, aber es paßt doch alles deutlich besser zusammen, die Säurestruktur gewinnt etwas, die Früchte sind besser unterscheidbar. Es geht voran…

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 18 von 25

2. Nachtrag nach 48 Stunden mit Luft: nunmehr wirkt der Terlaner schon in der Nase viel frischer, die Früchte -etwas Kochbanane, Mirabellen, gelbe Pflaume und weiße Johannisbeere- stehen viel klarer da, dazu ein leichter Gesteinsmehlanflug. Auch am Gaumen hat sich die Säure nun so richtig eingelebt und bringt eine bitterfreie Limette mit, die Frucht ist ebenfalls mit einem kleinen Salzmantel versehen, dezent auch ein bißchen Braunwürze in Form von Koriandersaat. Der Abgang ist frisch und geschmeidig zugleich, auch hier praktisch kein Bitterchen mehr.

Auch wenn der Terlaner die Kanten nun weitgehend abgeschliffen hat, bleibt er dennoch von der Textur her weit vom Althergebrachten weg. Ist nun mit sehr viel mehr Spaß zu trinken. Dennoch gilt nach wie vor: ein paar Jahre im Keller tun sicher gut, da wird noch was draus!

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 19 von 25

3. Wein: 2017er Gewürztraminer – Südtirol DOC, Cantina Tramin, Südtirol

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Die Farbe ist ein mittleres, aber doch dichtes Goldgelb, nasenmäßig gibt’s gleich viel Gewürzstrauß mit Blümchen, dahinter einiges an dunkelgelber Frucht, am ehesten ein Pfirsich-Kaki-Mix. Am Gaumen ein ähnlicher Eindruck, sehr dicht blumig, ohne dabei parfümiert zu wirken sowie deutlich Anis, Koriandersaat, Kreuzkümmel, Muskatblüte und leicht Vanille. Die Frucht rangiert auch hier an zweiter Stelle, ganz schamhaft blicken ein paar Steinchen durch den fetten Extrakt. Dem recht ordentlichen Gehalt steht steht zum Glück eine sehr potente Säure gegenüber, welche den GT gut auf der unangestrengten Seite hält. Der Abgang ist von deutlicher Länge, kann man bereits opulent nennen, auch hier viele Würznoten; ein leichtes Chininbitterchen sorgt für eine schöne Kante zum reiben.

Aus den wärmeren Ecken Südtirols habe ich bis jetzt noch keinen Gewürztraminer getrunken, der mir nicht „too much“ war, deshalb war ich hier etwas skeptisch. So hatte ich in der Vergangenheit nur aus dem kühleren Eisacktal reinsortige GT’s im Glas, die für meinen Geschmack niederviskos genug waren. Das ist hier nicht so, kann man bereits jetzt sehr schön trinken; hier hege ich eher den Verdacht, daß der Wein mit entsprechender Lagerung irgendwann doch „too much“ wird…

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 19 von 25

Nachtrag nach 24 Stunden mit Luft: hier kann ich nur sagen, daß der Gesamteindruck etwas geschmeidiger wird, insgesamt ein kleines Schrittchen nach vorne.

Fazit: Schön, das die Runde diesmal wieder mit Podcast-Begleitung war! Die Weinauswahl von Christoph Raffelt fand ich wiederum durchaus gelungen, die Weine waren allerdings nach meiner Meinung teilweise zu jung und konnten wohl ihr Potential nur ansatzweise zeigen. Allerdings ist es bei so einer Veranstaltung auch nicht gerade einfach, der ganzen Meute perfekt abgehangene Flaschen zu organisieren, eine gangbare Lösung kann ich diesbezüglich auch nicht anbieten. Dennoch gab’s einen schönen Einblick in die weiße Südtiroler Weinwelt und selbst ich, der ich die Gegend ja schon ein bißchen länger und einigermaßen gut kenne, habe wieder ein bißchen was dazu gelernt. So soll’s sein!

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