Kleine Kanten im WB

Gestern schwoffen meine Gedanken weintechnisch mal wieder in Richtung Weißburgunder. Die Sorte wird von vielen Leuten ja auch gerne etwas in die belanglose Ecke geschoben, aber ich schätze diese Sorte vor allem dann, wenn ich eigentlich einen etwas unauffälligeren Weinbegleiter brauche. Dennoch soll das Ganze natürlich nicht langweilig werden und ich hoffte, daß ich bei diesem Rheinhessen nicht enttäuscht werde:

2016er Weisser Burgunder – Westhofener Morstein – <R> – trocken – Qw, Seehof, Rheinhessen

Farblich ein helleres Goldgelb mit leicht bräunlichem Einschlag, das Bukett ist recht dicht hellgelbfruchtig mit Anklängen von Nektarinen, Kaktusfeigen und etwas sehr reifer Netzmelone, ohne daß das Ganze zu primärfruchtig wirkt, dazu dezentes Holz, das etwas an ältere Zigarrenkiste erinnert. Am Gaumen bringt die Frucht auch etwas Würze in Form von Piment und Weihrauch mit, später auch etwas Akazienhonig, die Säure ist zurückhaltend, aber auch effektiv, steinseitig erinnert mich das Ganze ein bißchen an Glimmer. Der sehr lange und durchgehend knisternde Abgang hält eine schöne Balance zwischen dichtebedingter Sämigkeit und Frische, das Finale hält auch ein kleines, staubig-rauchiges Bitterchen bereit.

Viele Weißburgunder der etwas höheren Ligen wirken auf mich etwas behäbig bis mastig, wenn sie nicht auf der reduktiven Seite zuhause sind; dieser diesbezüglich eher konventionelle WB vermeidet jedoch alle Don’ts konsequent und schafft mit einigen Kanten auf der Würzseite eine selten bei dieser Sorte zu findende Spannung. Vom 2014er war ich vor gut zweieinhalb Jahren zwar noch etwas mehr begeistert, dennoch ein gelungener Rebsortenvertreter!

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 20 von 25

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