Mineralischer Botschafter

Letztes Wochenende war ich kurz im Würzburger Raum unterwegs und hab das u.a. zum Besuch von ein paar Weingütern genutzt. Eines davon war eines der Zangs, genauer Rainer Zang; dieser Nachname ist in der Gegend durchaus öfters zu finden, mindestens 4 davon gibt’s in Winzerkreisen und ich weiß nicht, ob es da nachverfolgbare verwandtschaftliche Beziehungen gibt, ich habe mich aber für die anscheinend nicht ganz so mainstreamigen Weine des Nordheimer Öko-Guts interessiert. Der mittlerweile wohl önologisch federführende Sohn der Winzerfamilie -Maximilian Zang- hat mir dann mit viel spürbarer Freude eine ganze Menge über seine Weine und die Ideen dahinter erzählt, es war das wohl aufschlußreichste Winzer-Gespräch der letzten Zeit. „Gemacht“ werden hier Weine, die deutlich mehr mineralisch denn fruchtig sind, die fernab des Üblichen vinifiziert sind, aber nicht freakig sein sollen, sondern doch eher auf dem Boden bleiben wollen; die -je nach Linie- Rebsorte, Herkunft oder auch die Ideen des Winzers vermitteln sollen. Ich habe dann auch ein bißchen was in den Kofferraum geladen, on top gab’s noch einen nicht probierten Wein als Geschenk, den ich dann heute antesten mußte:

2019er Weißer Burgunder – Nordheim – trocken – Qw, Rainer Zang, Franken

Ein leuchtendes Gold- bis Zitronengelb im Glas, geruchlich gibt’s eine ganz feine, reduktive Note mit Basalt und Korund, dahinter sehr klare Agrumen mit gelber und grüner Schale. Am Gaumen differenzieren sich die Zitrusfrüchte dann auf: Zitrone, Pampelmuse, Limone, mit Luft dann auch feine Sprengsel von zuckerfreier Honigmelone und gelber Pflaume, ein paar grüne Lakritzmoleküle schießen fast neutrinogleich vorbei; dazu eine superklare, aber nicht bissige Säure, das berühmte kühle Bachbett -hier um Basalt angereichert- als Grundlage. Dann ein superfrischer Abgang mit ordentlicher Länge, der sich vor allem im Finale auf den vielfältig bestückten Zitruskorb konzentriert.

Mir wurde gesagt, daß dies der trockenste Wein des Sortiments sei, und tatsächlich ist hier kein Gramm Speck im Spiel, dennoch wirkt er aromatisch voll und hat auf den ersten Schmeck nichts mit Weißburgunder gemein; wenn man’s aber etwas auf sich wirken läßt, wird die Sorte durchaus schlüssig und man fragt sich, warum die meisten anderen Winzer keine solch „straighten“ WB’s hinbekommen oder machen wollen (am ehesten noch Schäfer-Fröhlich…). In der Beschreibung der Ortsweine steht u.a. „mineralische Botschafter der Mainschleife und konsequente Vertreter unserer naturnahen Stilistik“, kann man so stehen lassen…

Meine Wertung: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 20 von 25

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