Typisch Rheingau plus X

Gestern war’s endlich mal soweit, daß ich aus dem Trio der Hefelager-Rieslinge von Balthasar Ress, welche vor einiger Zeit mal als Experiment vom damaligen Betriebsleiter Dirk Würtz kreiert wurden (nehme ich zumindest an, daß er der wesentliche Urheber war), nur über „Wein am Limit“ im Verkauf waren und mit denen es auch einen Livestream gab (an dem ich damals nicht teilnehmen konnte), nach dem „18“ und „32“ nun den noch verbleibenden Wein anlaßgemäß öffnen konnte:

2012er Riesling – [Hattenheim Engelmannsberg] – »42« – trocken – Rheingauer Landwein – Gutswein, Balthasar Ress, Rheingau

Die „42“ steht übrigens für die Anzahl der Monate des Hefelagers. In dem oben verlinkten Livestream wurde übrigens damals die Frage gestellt, ob diese Wein-Reihe fortgesetzt wird, tatsächlich gab es dann noch einen „22“ aus 2015; ob nach dem Weggang Dirk Würtz‘ von Ress da noch weiteres folgen wird, steht wahrscheinlich in den Sternen.

Im Glas ein fortgeschrittenes Goldgelb, ganz leicht trüb. Das Bukett zeigt intensiv Zesten von Pomelo, Zitrone, Limette und Blutorangen incl. diversen Bitterchen, dahinter eher dezent, aber doch prägnant Sauerteig, ganz leicht weißer Rauch und später noch ein Hauch Zuckerkulör; mit Temperatur auch Kumquat und etwas Kaki. Am Gaumen erstmal eine immense Frische von den Spalten der o.g. Zitrusfrüchte plus etwas Pomeranze und Minneloa, auch von den Zesten schwingt einiges mit. Die Säure ist hochanimierend, ihr gegenüber steht ein Mix aus unraffiniertem Palmzucker (nur das Aroma), etwas Backhefe und ein bißchen Kreide sowie ein paar Moleküle blauer Steine. Der Abgang ist sehr lang, dabei herb-blau-mineralisch mit intensivem Zitrussaftabzug sowie ganz leicht süßlichem, etwas malzigem Finale.

Eigentlich ein typischer, besserer Rheingauriesling plus einiger aromatischer Beigaben aus der Hefe- / Kohlehydratecke, hochanimierende Gesamtstruktur mit ordentlich Zug, Frische und Eleganz-Topping, ein bißchen wie ein Traditionsschäumer ohne Schaum, der dann aber alles andere als schal wirkt. Hat sich anscheinend -wenn ich mir die Kommentare aus dem Livestream so anschaue- deutlich verändert, womöglich war er damals noch etwas freakiger, da es auch Stimmen gab, daß man den „42“ überhaupt nicht als Riesling erkennen kann. Das ist aber nun aus meiner Sicht ganz klar möglich, auch die Zuordnung zum Rheingau ist schlüssig, könnte heute m.E. nach glatt die Qw-Prüfung schaffen. Spielt für mich in der „Erstes Gewächs“-Liga, aber er hat halt noch einiges on top parat, großer Spaß!

Meine Wertung: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 23 von 25

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